Frankfurt/Main - Gut zwei Wochen vor dem Ende des Frankfurter Terrorprozesses gegen vier Algerier hat sich einer der Angeklagten für den geplanten Sprengstoffanschlag in Straßburg entschuldigt. "Ich bin sehr glücklich darüber, dass in dieser Sache - Gott sei es gedankt - kein Blut geflossen ist", sagte Aeurobi Beandali am Donnerstag vor dem Oberlandesgericht. Sein Anwalt Edgar Liebrucks ergänzte in seinem Plädoyer, Beandali sei mit der beantragten zehnjährigen Haftstrafe einverstanden und strebe keine Revision an.

Anschlagsziel bestätigt

Beandali rückte in seinem Schlusswort von früheren Aussagen ab und bestätigte die Tatversion der Bundesanwaltschaft, wonach das Anschlagsziel der Straßburger Weihnachtsmarkt war. Sein Anwalt Liebrucks sagte, Beandali habe aber erst kurz vor Weihnachten 2000 "geahnt", dass es seinen Komplizen wohl nicht um die Synagoge gehe. An Weihnachten 2000 waren die Männer verhaftet worden. Wörtlich sagte Beandali: "Ich gebe zu, was mir vorgeworfen wird und möchte mich nochmals dafür entschuldigen."

Anklage nennt "militant-fundamentalistische Gesinnung" als Motiv

Die Bundesanwaltschaft hatte für die vier Männer vergangene Woche Haftstrafen zwischen zehn und zwölfeinhalb Jahren gefordert. Nach ihrer Ansicht haben die Angeklagten einen Sprengstoffanschlag vorbereitet und sich zum Mord verabredet. Laut Anklage wollte die Gruppe Ende 2000 eine selbst gebaute Splitterbombe auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt zünden. Das Motiv sei die "militant-fundamentalistische Gesinnung" der vier gläubigen Moslems gewesen.

Anwalt zweifelt an Mittäterschaft

Der Anwalt des Angeklagten Lamine Maroni, Frank Kloevekorn, verzichtete auf einen Antrag zum Strafmaß, äußerte aber erhebliche Zweifel an der Mittäterschaft seines Mandanten. So sei nicht erwiesen, dass er tatsächlich beim Bombenbau mitgeholfen habe. Zudem sei auch nicht nachgewiesen worden, ob ein am Tatort gefundenes Notizbuch mit Anleitungen zum Sprengsatzbau tatsächlich Maroni gehört habe. Der bärtige Maroni hatte während des gesamten zehn Monate dauernden Prozesses zu den Vorwürfen geschwiegen und am Donnerstag vor dem Plädoyer seines Pflichtverteidigers gesagt: "Ich lehne diesen Anwalt ab. Ich möchte nicht, dass er für mich plädiert."

Übrige Angeklagte legten Geständnisse ab

Die drei anderen Angeklagten hatten dagegen die Vorbereitungen zum Bombenbau zugegeben. Der Verteidiger von Fouhad Sabour blieb in seinem Plädoyer dabei, dass der Sprengsatz nachts in der menschenleeren Friedenssynagoge in Straßburg explodieren sollte. Er beantragte "höchstens sieben Jahre Haft" für seinen Mandanten.

Urteil für 10. März erwartet

Das Plädoyer für den 1971 geborenen Salim Boukhari, der im November 2000 aus London nach Frankfurt gekommen war, soll am kommenden Dienstag folgen. Für ihn hatte die Bundesanwaltschaft zwölfeinhalb Jahre Haft beantragt, für den 31-jährigen Sabour elfeinhalb Jahre. Maroni und Beandali - der Sprengstoffexperte der Gruppe - sollen laut Anklage zehn Jahre hinter Gitter. Das Urteil wird am 10. März erwartet.(APA/AP)