London - Ein raffinierter Fortschritt in der Mammographie könnte eine Brustkrebsdiagnose zu einem früheren Zeitpunkt möglich machen. Ein ForscherInnenteam des University College London hat entdeckt, dass Tumore Röntgenstrahlen in einem bestimmten Winkel ablenken. Damit werden sie unter gesunden Zellen leichter auffindbar. Das Team unter der Leitung von Robert Speller hat bereits eine neue Röntgenmethode entwickelt, die bisherige Mammographie-Techniken in der Aussagekraft übertreffen soll.

Mit bestehenden Brustkrebs-Screening-Systemen ist es schwer, Tumore mit einer Größe unter zehn Millimetern zu erkennen, speziell bei Frauen unter 45 Jahren. Der Grund dafür ist, dass sich gesundes Brustgewebe und Tumore in herkömmlichen Mammographien kaum unterscheiden. Unter Physiker Speller entwickelt das britische Team nun eine neue Methode, mit der ÄrztInnen Tumore bereits ab einer Größe von vier Millimetern entdecken können. Zu diesem Zeitpunkt sind die Tumore noch zu klein, um Metastasen zu bilden und auch leichter operativ zu entfernen.

Streuungsmuster

Basis der neuen Mammographie ist die Erzeugung eines charakteristischen Streuungsmusters der Röntgenstrahlen durch die Tumorzellen. Besonders groß ist gemäß den neuen Erkenntnissen die Ablenkung vor allem in einem Winkel von neun Grad vom Hauptröntgenstrahl. Mit einem zusätzlichen Detektor können diese Strahlen aufgefangen werden. Passieren die Röntgenstrahlen das kanzeröse Gewebe, wird das Signal also von einem zweiten Detektor aufgefangen. Herkömmliche Verfahren messen nur die Menge der vom bestrahlten Gewebe aufgenommenen Röntgenstrahlung. Hellere Bereich im Röntgenbild stellen mögliche Tumore dar. Nachteil der Methode ist laut Londoner ForscherInnen in einem Bericht im Fachblatt New Scientist, dass gesunde Zellen von Tumorzellen aufgrund der ähnlichen Dichte schwer voneinander abzugrenzen sind. Schwierig ist die Detektion von Knoten auch bei jungen Frauen, deren Brustgewebe weniger Fett enthält.

Nach Angaben von Speller sind die ersten Ergebnisse mit der neuen Technik vielversprechend. Getestet wurde sie aber nur an Gewebeproben. Das UCL-Team steht aber noch vor weiteren Herausforderungen. Im Speziellen muss nach Wegen gesucht werden, den Extra-Detektor und die Analyse-Elektronik in bestehende Mammographie-Systeme zu integrieren. (pte)