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Kängurus produzieren kaum Methan während ihrer Verdauung. Der australische Wissenschafter George Wilson schlägt daher vor, einen Teil der Rinderherden durch die Beuteltiere zu ersetzen.

Foto: AP/Rob Griffith

Canberra/Berlin - Eine Nahrungsumstellung von Rind auf Känguru würde der australischen Klimabilanz einen großen Nutzen bringen. Zu diesem Schluss kommen Experten des Australian Wildlife Service im Wissenschaftsmagazin Conservation Letters.

Im Unterschied zu den Wiederkäuern, die gemeinsam mit den riesigen Schafherden für elf Prozent der gesamten Treibhausgase am kleinsten Kontinent sorgen, würden die Beuteltiere fast gar kein Methan ausscheiden. Methan ist im 100-Jahres-Zyklus ein um 21 Mal stärkeres Treibhausgas als CO2.

Rinder durch Kängurus ersetzen

Daher regt der australische Wissenschafter George Wilson seine Landsleute dazu an, in Zukunft vermehrt auf die Zucht von Kängurus zu setzen und die Zahl der ohnehin heimischen Säuger auf 175 Millionen zu steigern. Dafür sollten im Zeitraum bis 2020 sieben Millionen Rinder und 36 Millionen Schafe durch die Kängurus ersetzt werden. Das würde 16 Megatonnen oder rund drei Prozent der australischen Treibhausgasemissionen einsparen.

"Derzeit haben die Bauern nur wenige Möglichkeiten klimaneutral zu arbeiten. Die Option auf die Känguru-Zucht umzusteigen, wäre da eine gute Möglichkeit um beim Emissionshandel Zahlungen zu vermeiden und nachhaltiger zu wirtschaften", so Wilson. Nach Angaben des Experten leben derzeit etwa 30 Millionen Kängurus in Australien.

Da Kängurus eine völlig andere Verdauung haben als Wiederkäuer produzieren sie auch in enem geringeren Ausmaß Methan als etwa Rinder. In den Mägen von Kühen, die wie große Gärreaktoren arbeiten, spalten Bakterien die Zellulose des gefressenen Futters auf. Als Nebenprodukt entsteht dabei das Treibhausgas Methan. Versuche, mit Futtermittelbeigaben den Methanausstoß der Rinder zu reduzieren, haben sich als sinnlos erwiesen.

Wie 18.000 Kilometer im Kleinwagen

Wie groß die Methanproduktion einer einzelnen Kuh ist, zeigte der Ökonom Harald von Witzke von der Berliner Humboldt-Universität in einer für den WWF-Deutschland gemachten Studie, die Ende 2007 veröffentlicht wurde, auf: Demnach sind die Abgase einer einzigen Milchkuh in etwa so klimaschädlich wie die eines Kleinwagens, der 18.000 Kilometer im Jahr gefahren werde.

Klimaschutz in der Landwirtschaft wäre ganz einfach möglich, kommt der Wissenschaftler zum Schluss: "Würde man etwa die Gülle bis zur Ausbringung aufs Feld mit einer Folie abdecken, könnte man die lagerungsbedingten Emissionen des Düngers bedeutend verringern." Auch die Vergärung von Mist in Biogaslagen sei ein sehr effizienter Schritt in Sachen Klimaschutz.

"Die deutsche Landwirtschaft könnte anspruchsvollere Klimaziele auch ohne allzu große wirtschaftliche Probleme erfüllen", so von Witzke. Bislang hätten die Landwirte aber keinen Anreiz, klimafreundlich anzubauen. Auch in Deutschland verursacht die Landwirtschaft rund elf Prozent der Treibhausgase. (pte/red)