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Nicht nur trüb, sondern auch krebserregend? Die Stadt Wien hat das Wasser des Donaukanals untersuchen lassen. Die aktuelle Studie widerlegt die Ergebnisse eines Krebsforschers von 1999 und 2000.

Foto: APA/Schlager

Das Gutachten des Umwelttoxikologen Siegfried Knasmüller über krebserregende Stoffe im Donaukanal hat großen Wirbel ausgelöst. Laut Karl Wögerer, Sprecher der Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ), ist der nun durch die Schlagzeilen geisternde "Gift-Alarm" aber viel Lärm um nichts. Knasmüller wies - wie berichtet - laut einem profil-Artikel bei der Untersuchung mehrerer Wasserproben in den Jahren 1999 und 2000 in dem Gewässer eine erhebliche Belastung mit Krebsstoffen nach.

Die Stadt Wien habe sofort ein Gutachten zur Klärung in Auftrag gegeben, als Knasmüller seine Ergebnisse der Stadt mitgeteilt habe. "Die Stadt hat also gar nichts zu vertuschen versucht", sagte Wörgerer am Montag. Der Vorab-Analysebericht der Ziviltechnikergesellschaft EWS Consulting Wruss liegt dem Büro der Umweltstadträtin Ulli Sima und dem STANDARD nun vor. Darin heißt es: "Keine der untersuchten Wasserproben lieferte (...) einen Befund oberhalb der Bestimmungsgrenze der Methode". Die Suche nach heterozyklischen Aminen (die krebserregend sein können) war demnach erfolglos. Die Konzentration aller Komponenten dieser Stoffe war kleiner als 0,05 Mikrogramm pro Liter. 0,05 Mikrogramm pro Liter entsprechen einer Menge, die kleiner ist als ein Tropfen pro 20.000 Kubikmeter Wasser, erklärte Gerald Löw, der Leiter der MA 45 (Wiener Gewässer).

Die krebserregenden Stoffe könnten durch Verbrennungen (etwa in der Müllverbrennungsanlage Spittelau), durch Kläranlagen oder kommunale Abwässer in den Donaukanal gelangen, so Löw.

Die Proben, die EWS Consulting Wruss untersucht hat, sind an einem einzigen Tag genommen worden. "Das ist eine Stichprobenmessung. Anders hat es auch Knasmüller nicht gemacht", sagt Löw. Tagesschwankungen der Ergebnisse durch Regengüsse könnten laut Löw aber nicht stark ausgeprägt sein. Knasmüller selbst war für den STANDARD wegen eines Auslandsaufenthalts am Montag nicht erreichbar.

Grüne: Daten veröffentlichen


Nach Bekanntwerden der Studie von Knasmüller rief der Umweltsprecher der Wiener Grünen, Rüdiger Maresch, die Stadt Wien dazu auf, die Daten zur Wasserqualität des Donaukanals aus den vergangenen Jahrzehnten zu veröffentlichen. Die VP Wien fordert ein Umweltinformationssystem für Wien.

Die Routineuntersuchungen von Gewässern führt das Umweltbundesamt durch. Dort hieß es, eine Suche nach heterozyklischen Aminen finde bei Analysen nicht statt. Derzeit gebe es in etwa 15 Millionen organische chemische Verbindungen. Auf die Untersuchung von ungefähr 1000 davon habe man sich international geeinigt. "Alle zu untersuchen, wäre unleistbar", sagte eine Sprecherin des Amts.

Auch Global 2000 will es nun genauer wissen. Die Umweltschutzorganisation kündigte daher eine Untersuchung der Kanalwasserqualität in Eigenregie an. Außerdem forderten die Umweltschützer eine umfangreiche Analyse aller zuleitenden Kanäle und Gewässer auf ihre krebserregende Wirkung sowie eine Veröffentlichung aller Ergebnisse. (Gudrun Springer/DER STANDARD-Printausgabe, 12.8.2008)