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"Die AUA steht deutlich besser da als bisher dargestellt. Wir mussten die Lage so dramatisch schildern, damit wir auch wirklich einen Beschluss zur Privatisierung bekommen", sagte ein anonymer AUA-Manager der deutschen "Wirtschaftswoche".

Foto: APA/Schneider

Wien - Am Dienstagvormittag, im Sommer-Ministerrat, wird das Schicksal der AUA besiegelt. Die Koalitionsspitze hat sich, wie berichtet, auf die weitere Privatisierung der Airline verständigt. Der Anteil der ÖIAG (42,74 Prozent) soll verkauft werden; Raiffeisen, Bank Austria und Wiener Städtische halten rund sieben Prozent. Die Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie) soll in Händen eines österreichischen Kernaktionärs bleiben; findet sich für diese nicht sehr dankbare Rolle niemand, so soll laut Verkehrsminister und SPÖ-Chef Werner Faymann die ÖIAG an Bord bleiben.

Der Ministerrat wird der Verstaatlichtenholding unter Peter Michaelis nun einen Privatisierungsauftrag erteilen; der gilt dann zunächst bis Ende Oktober.

"Aus Unprofessionalität zu lange zugewartet"

Bis vor kurzem hatten das AUA-Management unter Alfred Ötsch und die ÖIAG-Chefs für eine Stand-alone-Lösung der Fluglinie, die im ersten Halbjahr 50 Mio. Euro verloren hat, plädiert. Dass "diese Variante unhaltbar ist, war in der AUA schon lange bekannt, man hat aus Unprofessionalität so lange zugewartet" , sagte ein Ex-AUA-Manager am Montag zum STANDARD.

Als potenzielle Käufer gelten die Lufthansa (Partner in der Star Alliance), Air France-KLM, Aeroflot (die in Wien bereits vorstellig geworden ist, dabei aber nur eine kalte Schulter gezeigt bekam), aber auch die staatliche Air China, die gerne einen Fuß nach Europa setzen möchte. Die Chinesen hätten sich Alitalia und Iberia bereits angeschaut, heißt es, Wien käme ihnen aber "interessanter" vor.

Positives Eigenkapital

Laut einer Präsentation der Air China (gleichfalls Star Alliance) verspreche der Flughafen Wien die billigste Möglichkeit, "Asien mit dem alten und neuen Europa" zu verbinden. Von Wien sei es, in Flugzeit gesprochen, um 30 bis 90 Minuten näher nach Peking als von anderen Hubs aus. Bei Flügen nach Osteuropa erspare man sich 30 bis 90 Minuten, und die Umsteigezeiten seien um 15 bis 60 Minuten kürzer, rechneten Investmentbanker der Chinesen vor.

Für Erstaunen sorgte am Montag ein Online-Bericht der deutschen Wirtschaftswoche, dem zufolge ein anonymer AUA-Manager sagte, "die AUA steht deutlich besser da als bisher dargestellt. Wir mussten die Lage so dramatisch schildern, damit wir auch wirklich einen Beschluss zur Privatisierung bekommen." Die AUA kommentierte das nicht. Tatsächlich verfügt die AUA über ein positives Eigenkapital von zuletzt mehr als 600 Mio. Euro; die Liquidität liegt bei rund 300 Mio. Euro, die Schulden wurden gesenkt.

Die zentrale Frage beim Verkauf sei nun, "ob sich ein Käufer findet, der sich mehr als den Börsenkurs (zuletzt 4,04 Euro; Anm.) leisten will" , erläutert ein AUA-Finanzer. Die ÖIAG hat die AUA-Papiere mit rund sieben Euro in den Büchern. Und weiterhin lastet der Rechtsstreit mit Doch-nicht-Investor Mohamed Al Jaber auf der Airline. Al Jaber will den Streitwert der gegen ihn von der AUA eingebrachten Klage von fünf auf 150 Mio. Euro erhöhen, was die Verfahrenskosten immens erhöhen würde. (Renate Graber/DER STANDARD, Printausgabe, 12.8.2008)