Berlin - Die deutsche Wirtschaft ist nach Einschätzung von Ökonomen im zweiten Quartal geschrumpft. Nach der Auffassung acht führender Volkswirte soll das Wirtschaftswachstum von April bis Juni zwischen minus 1,6 und minus 0,6 Prozent betragen haben, schreibt die Welt am Sonntag. Uneinigkeit besteht jedoch darüber, ob dies eine vorübergehende Schwächephase oder der Beginn eines Abschwungs ist. Die offiziellen Daten werden am kommenden Donnerstag bekanntgegeben werden.

Für den Konjunkturexperten des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Michael Bräuniger, der ein Minus von 1,6 Prozent erwartet, hänge es vor allem vom Ölpreis ab, ob die Entwicklung in einen Abschwung führt oder nur eine Schwächung darstelle. Der Chefvolkswirt der Citigroup, Jürgen Michels, sieht hingegen im erwarteten Rückgang nicht nur eine Korrektur, sondern "den Beginn einer längeren Schwächephase" . Dennoch soll das Gesamtwachstum 2008 mit zwei Prozent nicht viel schlechter sein als im Vorjahr, prognostiziert Bert Rürup, oberster deutscher Wirtschaftsweise.

Als Mittel zur Bekämpfung der Konjunkturkrise fordert der Direktor des HWWI, Thomas Straubhaar, für jeden Bürger eine "einmalige Steuerrückerstattung" , um den privaten Konsum zu stärken. Der Staat könne sich das nach den "Boomjahren" leisten. Er glaubt allerdings nicht, dass sich die Schwäche zu einer Rezession auswachsen werde, man erlebe "nach besonders guten Jahren einmal ein schlechteres Jahr, aber das ist noch keine Rezession. Das ist die Rückkehr zur Normalität." (red, dpa, DER STANDARD, Printausgabe, 11.8.2008)