Kabul - Der afghanische Präsident Hamid Karzai hat angesichts zahlreicher getöteter Zivilpersonen bei Luftangriffen der US- oder NATO-Truppen in seinem Land ein Umdenken verlangt. Die ausländischen Streitkräfte sollten nicht afghanische Dörfer, sondern die Stellungen von Terroristen in den pakistanischen Stammesgebieten bombardieren, forderte Karzai am Sonntag vor Journalisten in Kabul. Bei neuen Kämpfen wurden am Wochenende mehr als 30 Menschen getötet.

Bei Luftangriffen und Gefechten nördlich der Hauptstadt Kabul kamen mindestens elf Menschen ums Leben. Das afghanische Verteidigungsministerium bezeichnete die Opfer als Aufständische. Ein stellvertretender Provinzgouverneur erklärte hingegen, alle elf seien Zivilpersonen gewesen.

Innenpolitischer Druck

Afghanische Behörden machen die Truppen der NATO und der US-geführten Operation Enduring Freedom (OEF) für den Tod zahlreicher Zivilpersonen verantwortlich - darunter 47 Menschen, die im Juli in der östlichen Provinz Nangarhar bei einem Luftangriff auf dem Weg zu einer Hochzeitsfeier getötet wurden. Karsai kommt dadurch innenpolitisch unter starken Druck.

Afghanische Polizisten und die US-geführten Koalitionsstreitkräfte töteten am Samstag nach Behördenangaben rund 20 Taliban-Kämpfer. Fünf Zivilpersonen kamen am Sonntag in der südlichen Provinz Kandahar ums Leben, als sie nahe einem afghanischen Militärstützpunkt auf eine Mine fuhren. Die Polizei machte die Taliban für das Auslagen der Mine verantwortlich. (APA/AP)