Den Haag/Paris/Rom - Internationale Tageszeitungen beschäftigen sich am Donnerstag in ihren Olympia-Kommentaren vor allem mit der Präsenz ausländischer Spitzenpolitiker bei der Eröffnung der Sommerspiele in Peking am Freitag.

"Le Figaro" (Paris): "Peking Express für (Präsident) Nicolas Sarkozy. 32 Stunden Flug hin und zurück für 12 Stunden vor Ort. Sein Blitzbesuch in Peking hat den Anschein von Dienst nach Vorschrift. Er versucht, die Beziehung zu Peking zu entkrampfen und spricht von der "historischen und unerschütterlichen Freundschaft zwischen Paris und Peking", doch in Wirklichkeit ist Sarkozy nicht ganz wohl dabei, daher die verkürzte Reise. Es scheint, als wäre er letztendlich empfänglich geworden für die Kritiken an dieser Reise zur Eröffnungszeremonie der Spiele, an der seine Kollegen aus Deutschland und Italien nicht teilnehmen."

"La Stampa" (Rom): "Die Olympischen Spiele haben noch nicht begonnen, und schon liegen China und die USA über Kreuz. US-Präsident George W. Bush hat die Verhaftung oder Entfernung aus Peking von einigen religiösen Führern kritisiert, die er in China hätte treffen wollen. Derweil wird der Eintrittspass für einen amerikanischen Athleten verweigert, der ein Aktivist für die sudanesische Krisenregion Darfur ist. Und Washington antwortet darauf nun mit der Wahl eines eingebürgerten sudanesischen Flüchtlings als Fahnenträger der USA. Hochspannung also in Sachen Menschenrechte zwischen den beiden Ländern. Zumal Bush beim Zwischenstopp in Bangkok seine Kritik noch verschärfte."

"La Republique des Pyrenees" (Paris): "Anfang Juli hatte Chinas Botschafter in Paris Frankreich vor 'schweren Folgen' gewarnt, wenn der Präsident darauf beharren sollte, den Dalai Lama während der Olympischen Spiele zu treffen. Eine klare Anspielung auf die TGV-Strecken und Airbus-Flugzeuge, über die gerade verhandelt wird. (...) Angela Merkel, Gordon Brown und George Bush haben den Dalai Lama schon getroffen und sich damit Pekings Zorn zugezogen, aber sie haben sich schnell davon erholt. Nicolas Sarkozy ist vor dem Hindernis zurückgeschreckt. Bloß weil er als Ratsvorsitzender der Europäischen Union diplomatische Verpflichtungen hat? Es steht zu befürchten, dass China (...) Frankreich einfach als schwaches Glied des Westen sieht. Anders gesagt, als ein Land, das sich seine große Prinzipien nicht leisten kann."

"de Volkskrant" (Den Haag): "Es ist schwierig zu sagen, was die Auswirkungen des enormen Medieninteresses sind, das sich wegen der Spiele auf China richtet. Tatsache ist, dass die dunklere Seite Chinas keineswegs außerhalb des Schweinwerferlichts geblieben ist. Die politische Unterdrückung, die Zensur, aber auch die Umweltverschmutzung, die Umsiedlung chinesischer Bürger, die für Bauprojekte Platz machen mussten: die Bilder und Berichte sind um die ganze Welt gegangen. Diese Publizität hat Opfern und Dissidenten eine Stimme gegeben und die Machthaber in die Verteidigung gezwungen.

Sport und Politik sind schwierig zu trennen, solange das IOC an der heutigen Austragungsweise festhält. Die Spiele werden jetzt an die Länder mit den größten Ambitionen gegeben und mit der besten Aussicht auf Millionengewinne für das IOC. Dadurch sind die Spiele aus ihren Grenzen gewachsene Prestigeobjekte geworden. Die Idee, die Spiele kompakt zu machen und einfach alle vier Jahre in Griechenland auszutragen, wäre in sportlicher Hinsicht die sauberste Lösung. Aber solange Länder Schlange stehen, um dieses Megaspektakel zu organisieren, ist sie eine Illusion." (APA/dpa)