Berlin - Bei der deutschen Lufthansa sind mittlerweile streikfreie Tage eher die Ausnahme als die Regel. Am Donnerstag traten erneut Piloten in den Ausstand und bescherten der größten deutschen Airline damit den dritten Streik innerhalb weniger Wochen. Diesmal waren es die Piloten der Lufthansa-Tochter Cityline, die nicht abheben wollten. Sie begannen ihren Streik um Mitternacht und legten damit den Regionalverkehr lahm: Insgesamt fielen 360 von 400 Flügen aus. Bis zum Mittag des heutigen Freitags sollen noch einmal 140 von 170 Maschinen ausfallen.
Zubringerflüge
Die Cityline ist wie Eurowings eine Lufthansa-Tochter, die die Zubringerflüge zu den großen Flughäfen wie Frankfurt und München aus ganz Deutschland abwickelt. Beide Töchter liegen mit dem Management im Clinch, weil ihre Piloten mehr Gehalt fordern. Sie verdienen bis zu 25 Prozent weniger als ihre Kollegen bei der Lufthansa. Das zuletzt von den Arbeitgebern vorgelegte Angebot (sechs Prozent plus) ist ihnen zu wenig. Das Management hingegen argumentiert, die Piloten der kleineren Töchter flögen kleinere Maschinen und hätten daher nicht so viel Verantwortung. Die Lufthansa droht auch damit, künftig verstärkt mit anderen kleinen Gesellschafen wie Augsburg Air, Air Dolomiti oder Contact Air zu kooperieren.
Ruf nach Schlichter wird laut
Um die verfahrene Situation zu lösen, hat Lufthansa-Personalchef Stefan Lauer auch einen Schlichter ins Gespräch gebracht und erklärt, die Lufthansa würde die Entscheidung eines unabhängigen Dritten akzeptieren. Doch die Gewerkschaft Cockpit will davon noch nichts wissen. Sie hofft laut Tarifexpertin Ilona Ritter, dass die Arbeitgeber nach dem Streik "noch mal in sich gehen und sich dann auf uns zubewegen".
Doch auch die Lufthansa-Piloten drohen mit Streik. Sie wollen jedoch nicht mehr Geld, sondern mehr Macht durch eine eigene Personalvertretung, was die Lufthansa aber ablehnt. Das Management hat bereits angekündigt, gegen Arbeitsniederlegungen gerichtlich vorzugehen. So hatte vor einem Jahr die Deutsche Bahn Streiks verhindert - allerdings nur für ein paar Wochen.
UFO gewinnt Rechtsstreit
Zorres gibt es für die Airline auch an anderer Front: Die Kabinengewerkschaft UFO hat nach eigenen Angaben einen Rechtsstreit gegen die Deutsche Lufthansa in erster Instanz gewonnen. Dabei geht es um Zugeständnisse der Mitarbeiter an das Unternehmen, die im Gegenzug für eine Lohnerhöhung und den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen 2005 zwischen Lufthansa und UFO ausgehandelt wurden. Die Beschäftigten hatten etwa auf einen Teil ihres Urlaubs verzichtet und neue Mitarbeiter ein niedrigeres Einstellungsgehalt akzeptiert. Nach Auffassung von UFO war der als "konzertierte Aktion" bekannte Vertrag bis Ende 2007 befristet, während Lufthansa die Einschätzung vertritt, dass die Vereinbarung weiterhin gültig ist. (bau, DER STANDARD, Print-Ausgabe/red, 8.8.2008)