Aus dem Zauberkünstler wurde die Gallionsfigur des Skeptizismus: James "the amazing" Randi warnt davor, leichtfertig auf paranormale Phänomene zu vertrauen.

Foto: James Randi Educational Foundation

Er weiß, wie man Leute an der Nase herumführt: James Randi war früher ein professioneller Zauberkünstler. Als er erkannte, dass dieselben Tricks von Wunderheilern und Spiritisten als übernatürliche Fähigkeiten verkauft werden, entschloss er sich, solchen Leuten das Handwerk zu legen. Heute gilt Randi als einer der berühmtesten Skeptiker der Welt. Am 7. August feiert er seinen achtzigsten Geburtstag.

Für alle Wunderheiler, Wünschelrutengänger und Geisterbeschwörer hat James Randi ein interessantes Angebot: Er bietet jedem, der ein paranormales, übernatürliches oder okkultes Phänomen unter objektiven Bedingungen demonstrieren kann, eine Million Dollar. Über tausend mal wurde das bisher versucht - Erfolg hatte noch niemand. Dabei ist es keineswegs Randi, der die Versuche durchführt und ihr Ergebnis beurteilt. Der Bewerber selbst handelt mit Randi und seinen Mitarbeitern den genauen Modus des Experimentes aus. Erst wenn alle Beteiligten zustimmen, wird der Versuch - in Abwesenheit Randis - von Wissenschaftlern durchgeführt.

Randi gegen Uri Geller

Angst, dass tatsächlich irgendwann jemand die Million Dollar einstecken könnte, hat James Randi nicht: "Ich habe in meinem Leben alle nur denkbaren Spielarten der Tricks gesehen, die diese Leute benützen. Sie sind für mich eigentlich immer sofort durchschaubar."

Populär wurde Randi in den Siebzigerjahren durch seine Auseinandersetzungen mit dem israelischen Mentalisten Uri Geller, der angeblich Gedanken lesen und durch Geisteskraft Löffel verbiegen konnte. Diese Tricks erklärte Randi sogar in einem Buch, trotzdem hat Uri Geller bis heute nicht offen zugegeben, jemals simple Zauberticks verwendet zu haben.

Die Karriere des amerikanischen Fernsehpredigers Peter Popoff beendete Randi abrupt, als er nachwies, dass Popoff seine plötzlichen Eingebungen nicht von Gott, sondern über einen kleinen Empfänger im Ohr bekam. Per Funk hatte sich Popoff persönliche Daten über seine Zuseher durchgeben lassen, um sie auf der Bühne spektakulär als himmlische Gedankenübertragung darzustellen. Wunderheiler, die angeblich ohne Instrumente und Narkose Operationen durchführten, entlarvte Randi indem er einfach selbst auf der Bühne (effektvoll, mit Tierblut) genau denselben Trick nachmachte. Seine Zuseher waren begeistert - die Wunderheiler weniger.

Randi gegen Homöopathie

Zu den paranormalen Phänomenen zählt James Randi auch die Homöopathie: "Bei homöopathischen Präparaten wird der Wirkstoff so sehr verdünnt, dass keine Spur der originalen Substanz mehr darin enthalten ist. Wenn das eine Krankheit heilen könnte, wäre das übernatürlich." 1988 behauptete eine französische Forschergruppe, den Wirkmechanismus von Homöopathie in Form eines mysteriösen "Gedächtnisses des Wassers" wissenschaftlich nachgewiesen zu haben. James Randi wurde daraufhin vom weltberühmten Wissenschaftsjournal "Nature" eingeladen, die Sache näher zu untersuchen. Randi entwickelte gemeinsam mit den Wissenschaftlern ein genaues Versuchsprotokoll, das keine Täuschungen zulassen sollte. Das Experiment wurde wiederholt - und plötzlich war der geheimnisvolle Effekt verschwunden. Der Glaube an den Effekt hatte die Wissenschaftler offenbar unbewusst dazu gebracht, ihre Daten einseitig zu interpretieren.

Wer es trotzdem noch wagen will, seine paranormalen Fähigkeiten testen zu lassen, muss sich beeilen. Den Vorsitz seiner "James Randi Educational Foundation" hat Randi nun kurz vor seinem achtzigsten Geburtstag zurückgelegt, und die Million Dollar will er nur noch bis 2010 ausbezahlen. "Ich denke, wir haben den Leuten genug Zeit gegeben", meint Randi. "Niemand ist bisher auch nur annähernd erfolgreich gewesen, eigentlich kommen heute nur noch uninteressante Leute zu uns."

Auch wenn sich Randi sein Leben lang für Rationalismus und gegen Wunderglauben eingesetzt hat: "Es wird immer Menschen geben, die einfach an alles glauben", ist er sicher. "Und es wird immer jemanden geben, die diese Menschen ausnützt." (Florian Aigner/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. 8. 2008)