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Sylvia Kristel in "Emmanuelle".

Foto: Archiv

Wie schnell die Revolution ihre Kinder frisst, war in Arte am Dienstag um Mitternacht nach dem genialen Konzertfilm "Pink Floyd at Pompeii" in "Emanuelle" zu sehen. Laut Arte "entdeckt Emmanuelle mit Marios Hilfe und der Billigung ihres Mannes schon bald die unendliche Freiheit der physischen Liebe für sich". Dabei läuft der Film sonst in einschlägigen "erotischen" Nachtprogrammen und zeigt alles andere als eine von gesellschaftlichen Zwängen befreite Frau. Im Gegenteil: Die elend wirkende Suche nach Erfüllung und Liebe endet dank der Männer in Emanuelles Leben (Sylvia Kristel) prinzipiell in erzwungenen Szenen.

So rennt ein "Verführer", Mario, mit ihr in eine Opiumhöhle in Bangkok, raucht sie ein, holt einen Kerl vom Nebentisch, mehrere Männer halten sie fest und sie wird dann bestiegen. Das ist einfach eine Vergewaltigung, keine Lebenseinstellung der wilden 70er. Regisseur Just Jaeckins Anspruch mag die Provokation gewesen sein, sein Film im notorischen Weichzeichner-Look und mit wenig formalem Mut zum Tabubruch (wackelige Handkamera gibt es bei der Nötigung des Dienstmädchens im Dschungel) hat nichts mit freier Liebe zwischen gleichberechtigten Partnern zu tun.

So ist die einzige "moderne" Frau (mit Job!) im Film Archäologin Bee: Ihr ist das ganze Geschwätz über Affären und "Die Ehe ist eine Fessel" zu dumm, deshalb ist sie wohl nur eine Randfigur. Bee schafft sich ihre Freiheit selbst. Anstatt diese Rolle zu stärken, lässt sie Jaecklin ganz schnell wieder im Dschungel verschwinden und Emanuelle endet als leere Hülse vor ihrem Schminktisch. (hoge/DER STANDARD; Printausgabe, 7.8.2008)