Horrorfans, bitte nicht zu Hause nachmachen: Mike Nelsons Installation "To the Memory of H. P. Lovecraft"  (1999, 2008).

Foto: The Hayward /Stephen White

Im oberen Stockwerk des Gebäudes sieht es aus, als wäre ein agiler kleiner Poltergeist mit Axt und Spitzhacke zu Gange gewesen. Am Boden liegen Späne, die Wandverbauung zieren Löcher und tiefe Kratzer. Unheimlich ist das, zumal, wenn man vom unteren Stock durch eine Luke direkt in die beiden devastierten Räume gelangt. Aber nach einiger Zeit findet man es irgendwie auch verführerisch dekorativ. Vermieter, seht euch vor!

Als Innenausstatter der etwas anderen Art hat sich in der Hayward in London der britische Künstler Mike Nelson betätigt. Seine atmosphärisch außerordentlich wirkungsvolle Handarbeit ist dem US-Horror-Pionier H. P. Lovecraft gewidmet. "Psycho Buildings: Artists Take on Architecture" heißt die aktuelle Ausstellung in dem markanten Betonbau an der Themse. Dieser begeht gerade sein 40. Jubiläum und setzt sich aus diesem Anlass den unterschiedlichsten Verwandlungen durch zehn Künstler(-Gruppen) aus.

So haben Gelitin oben am Flachdach "... mit ohne Titel" einen kleinen Wellnessbereich samt Ruderbootverleih für die Besucher eingelassen. Unheimlich eher nur für wasserscheue Menschen mit Platzangst, während das Gros der übrigen Arbeiten das Motto dann doch eher wörtlich genommen hat: Die Kubaner Los Carpinteros etwa haben mithilfe von jeder Menge Nylonschnur ein Zimmer samt Mobiliar unmittelbar nach einem mysteriösen Einschlag mit explosiver Wirkung nachgestellt - quasi ein dreidimensionales Standbild im Maßstab 1:1. Nur die Ursache für das Chaos lässt sich nicht entdecken. Und kein Raum ist so unheimlich traurig wie der von Rachel Whiteread: Aus den Fenstern von gut 200 verwaisten Puppenhäusern leuchten in der künstlichen Abenddämmerung Lämpchen wie leere Augen. (irr / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.8.2008)