Losgetreten vom Boulevard und willig von Teilen der Politik aufgegriffen, entfalteten einige Zitate aus Thomas Bernhards Heldenplatz im Oktober 1988 ungeheure mediale Schlagkraft. Als Auftragswerk des Burgtheaters anlässlich seines 100-jährigen Bestehens von Intendant Claus Peymann bestellt, sollte der Anschluss und sein Wirken bis in die Gegenwart thematisiert werden.

Der Knalleffekt des eigentlich penibel geheim gehaltenen Inhalts multiplizierte sich vor der Aufführung in aller medialen Breite. Über 100 Kommentare und Leserbriefe wurden abgedruckt, die dem Faschismusvorwurf und der Österreichkritik in Bernhards letztem Theaterstück ihrerseits Angriffiges entgegenhielten.

Dokumentiert und konzipiert von Vera Sturm und Hermann Beil zeichnen die beiden Bernhard-Kenner gemeinsam mit den "Heldenplatz" -Schauspielerinnen Therese Affolter (Herta) und Annemarie Düringer (Frau Zittel) am Donnerstag   das Werden jenes Skandals nach, der nach der Uraufführung in 40-minütigem Applaus versank. (wos / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.8.2008)