Wien - Wenn es nach den Plänen des Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) geht, soll das Labor in Seibersdorf mittelfristig als Hauptquartier für ein weltweites Netz an Laboratorien dienen. Ein Neubau, wie anlässlich des jüngsten Plutonium-Unfall wieder einmal gefordert, sei dafür zwar nicht unbedingt nötig, aber effizienter, wie IAEO-Vize-Direktor Werner Burkart betonte.

Es stehe außer Streit, dass in den eigenständigen Labors auf dem Gelände der Austrian Research Centers (ARC) Sicherheit ganz oben stehen müsse. Die IAEO analysiert in Seibersdorf etwa Proben für die Überwachung von Kernkraftwerken weltweit. Und langsam würden die ehemaligen Betriebsräume für den mittlerweile abgebauten Forschungsreaktor in die Jahre kommen. Burkart vergleicht die Sache mit der Alternative, entweder einen betagten Wagen aufwäendig mit den modernsten Sicherheitsstandards wie ABS oder Airbags auszustatten oder gleich einen neuen PKW anzuschaffen.

Der Vorfall

Dass die Sicherheitseinrichtungen derzeit funktionieren, hat nicht zuletzt der Unfall am Montag gezeigt. Dabei ist eine aus einem G8-Land stammende, Plutonium-haltige Probe geplatzt. "20 Milliliter waren in einer Ampulle eingeschmolzen, das in einem Safe eingeschlossene Glas ist aus bisher noch ungeklärten Gründen geplatzt", erklärte der Experte. Daraufhin sei sofort das Sicherheitssystem angesprungen, lediglich der Raum mit dem Safe sei kontaminiert worden. In die Umwelt sei keine Radioaktivität gelangt.

Derzeit untersuchen die Wissenschafter, ob möglicherweise sogenannte Radiolyse zum Bersten der Ampulle geführt hat. Dabei wird durch die Strahlung das in der Probe vorhandene Wasser in seine Bestandteile zerlegt. Der entstehende Wasserstoff könnte jenen Druck entwickelt haben, welcher das Glas bersten ließ. "Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass Spannungen in fehlerhaftem Ampullenglas zum Unfall geführt haben", so der Experte.

Aufgabengebiete

Burkart ist überzeugt, dass die Aufgaben für die IAEO-Labors in Zukunft "keinesfalls weniger" werden. Ohne, dass die IAEO eine offensive "Pro-Atom"-Politik verfolge, gebe es doch Stimmen, dass die Zahl der Atomkraftwerke in einigen Ländern mittelfristig wieder deutlich zunehmen könnte. Weiters müsste man gerüstet sein, um etwa im Falle von Atom-Kriminalität - etwa Handel mit radioaktiven Materialien - einschreiten könne. Mittels modernster Methoden sei es möglich, die Herkunft von radioaktiven Probe zu bestimmen. Nach Auskunft von Burkart soll Seibersdorf zu einer Art Headquarter oder auch Referenzlabor ausgebaut werden, das ein ganzes Netz von "nicht unbedingt der IAEO unterstehenden" Labors auf der ganzen Welt koordiniert und überwacht. Nur so könnten die Aufgaben mittel- und langfristig bewältigt werden.

Die IAEO weist in mehreren Berichten und Papieren auf den Sanierungs- bzw. Neubaubedarf in Seibersdorf hin. Auch IAEO-Chef Mohamed ElBaradei hat darauf aufmerksam gemacht. Der Finanzbedarf beläuft sich auf rund 27 Millionen Euro. Das Gastland Österreich würde - wie auch jetzt schon - den Grund für die Labors zur Verfügung stellen. (APA)