Nach links oder rechts? Die Verkäufer der AUA stehen vor einer
wichtigen Abzweigung. Knackpunkt: die Frage der Allianz.

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Wien - Die Suche nach einem strategischen Partner für die AUA samt Auffindung eines österreichischen Kernaktionärs, der sich mit 25 Prozent plus einer Aktie beteiligt, dürfte sich schwierig gestalten. Mit der Sperrminorität kann der Aktionär in erster Linie Beschlüsse verhindern, für die eine 75-Prozent-Mehrheit nötig ist; beispielsweise Kapitalerhöhungen, -herabsetzungen oder die Auflösung und Verschmelzung der Gesellschaft.

Bei den an der AUA beteiligten Banken (Bank Austria und RZB halten gemeinsam mit der Wiener Städtischen 7,25 Prozent) ist der Appetit auf die AUA überschaubar; man kenne nun den politischen Willen, werde aber "abwarten, was ein potenzieller AUA-Partner dazu sagen oder nicht sagen wird". Bei "günstiger Preisgestaltung" könne man vielleicht weiterreden, bremst ein Banker die Erwartungen.

Androsch fliegt nicht mit

Selbst der Industrielle Hannes Androsch, der ansonsten zu Österreich-Lösungen inkliniert (er hält auch einen Minianteil an der Bawag) winkt ab, "ich habe kein Interesse" . Im Falle AUA müsse man der Konsolidierung der Luftfahrtbranche Rechnung tragen, die AUA sei "eine Aufgabe der öffentlichen Infrastruktur, das ist nicht meine Angelegenheit. Und" , so Androsch zum Standard, "fürs Nicht-mitreden-Können, stecke ich nicht einmal einen Euro in die AUA, schon gar nicht bei dem Missmanagement, das ÖIAG und der Vorstand in den vergangenen Jahren bei der AUA betrieben haben" . Mit der "panikartigen" Verkaufsentscheidung flüchte die ÖVP aus ihrer Verantwortung und aus jener ihrer für die ÖIAG zuständigen Finanzminister. Werner Faymann dagegen habe sich beim AUA-Verkauf "der Falle, die man ihm stellen wollte, geschickt entzogen", argumentiert der ehemalige rote Finanzminister.

Ein ehemaliger AUA-Manager gibt ihm in einem Punkt Recht: "Die AUA wurde in den vergangenen sieben Jahren ihrer Substanz beraubt, das war die Schuld der schwarz-blauen Regierung". Nun stünden im Rahmen der AUA-Sanierung jene "Grausamkeiten" an, von denen AUA-Chef Alfred Ötsch jüngst sprach, "und zwar unter jedem Eigentümer, der da kommt".

Wer das sein wird, steht in den Sternen; der Verkaufsprozess, der von Magna-Chef Siegfried Wolf supervidiert wird, kann erst nach dem 12.August starten; da entscheidet der Ministerrat über den Privatisierungauftrag an die ÖIAG.

Jedenfalls hätten die AUA keinen aktuellen Kapitalbedarf, erklärte eine AUA-Sprecherin. Nicht auszuschließen sei aber eine Kapitalerhöhung im Rahmen eines Verkaufs der AUA an einen strategischen Partner, so Branchenkenner.

Für sie ist der Knackpunkt bei der Zukunft der österreichischen Fluglinie die Entscheidung, ob man weiterhin mit oder aber gegen die Lufthansa fliegen will, die wie die AUA Mitglied der Star Alliance ist. Zudem hat die AUA weitgehende Kooperationen mit den Deutschen, etwa beim Pilotentraining und beim Personal; jeder Deutschland-Österreich-Flug ist ein Jointventure und kommt 50:50 der AUA und der Lufthansa zugute.

Ein allfälliger Allianzwechsel sei die heikelste aller Fragen, neben Pönalezahlungen fallen dabei Kosten für neue Reservierungssysteme und die IT an. Dazu komme, dass das Geschäft für die Dauer von mindestens ein bis zwei Flugplänen einbricht, weil der alte Allianzpartner kein Geschäft mehr und der nächste Allianzpartner noch kein Geschäft bringt. AUA-Chef Ötsch beziffert die Ausstiegskosten auf rund hundert Mio. Euro.

China-Variante

Neben der Variante mit der Lufthansa, die die RCB in der "Poleposition" sieht, orten sie zwei weitere Wege: Entweder die AUA entscheidet sich für einen arabischen, amerikanischen oder asiatischen "Komplementär" -Partner, bringt ihre Oststrecken in die Ehe ein und bekommt dafür Langstrecken oder die Allianzen Sky Team oder Oneworld holen die AUA an Bord.

Gar nicht so abwegig soll ein Flug mit der Air China (fünf Mrd. Euro Umsatz; 37 Mio. Passagiere) sein. Die an der AUA interessierte Airline gehört zur Star Alliance, will keine Mehrheit - und hätte nicht einmal den lufthansakritischen AUA-Betriebsrat gegen sich. Betriebs- und Aufsichtsrat Alfred Junghans: "Air China ist eine gute, innovative Idee, die man sich anschauen soll." (Renate Graber/DER STANDARD, Printausgabe, 7.8.2008)