Foto: REUTERS/Mike Hutchings (SOUTH AFRICA)

Hoher Preis: Steigende Energiepreise könnten Unternehmen zu Entlassungen zwingen, fürchtet die Gewerkschaft.

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Unter Strom: Demonstranten in Cape Town.

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Preiskampf auf der Straße.

Hunderte Streikende versammelten am Mittwoch vor dem Parlament in Kapstadt, sangen Protestlieder und skandierten Parolen gegen die Regierung. Landesweit nahmen tausende Arbeiter am Generalstreik teil, zu dem der südafrikanische Gewerkschaftskongress, der Congress of South African Trade Unions (COSATU), seine zwei Millionen Mitglieder aufgerufen hat. Bei Protestmärschen taten die Teilnehmer ihren Ummut über steigende Elektrizitäts- und Lebensmittelpreise kund. In Pretoria, dem Sitz der Regierung, übergaben an die 10.000 Demonstranten dem Ministerium für Mineralien und Energie ein Memorandum, bevor sie zu den Gewerkschaftsgebäuden weiterzogen.

Anonyme Drohbotschaften

Obwohl die Radiostation Talk Radio 702 über Einschüchterungsversuche gegenüber Streikbrechern berichtete, betonte COSATU, die Demonstrationen wären "friedlich, geordnet und diszipliniert" gewesen. Außerdem solle die Bevölkerung anonyme Emails igorieren, die Nicht-Streikenden Gewalt angedroht hatten. Diese Emails seien von Gewerkschaftsgegnern verfasst. Von dem Streik beroffen waren Minen, Raffinerien, Textilwerke. Auch die Baustellen, zur Vorbereitung der Fußball-WM im Jahr 2010, waren nicht besetzt. Viel Arbeiter und Studenten blieben zu Hause, nachdem der öffentliche Verkehr in vielen Orten auch vom Streik betroffen war.

Kündigungen in Goldminen

Der staatliche Energiekonzern Eskom (Electricity Supply Commission) hat die Preise für das Jahr 2008/09 um 27,5 Prozent erhöht. Die höheren Stromreise sind bereits ab Arpil zu zahlen. Der Anstieg, der weniger hoch ausfiel, als die von Eskom geforderten 50 bis 60 Prozent, bedeutet eine enorme Belastung für Untenehmen und Konsumenten. Die Gewerkschafter befürchten, dass einige Arbeitgeber als Reaktion auf die steigende Energiekosten beginnen, Arbeiter zu entlassen. Die für Südafrika wichtigen Gold- und Platinminen sind von den steigende Energiepreisen besonders betroffen.

"COSATU fürchtet, dass der Preisanstieg tausende Jobs gefährden könnte, wenn Unternehmen, die ohnehin schon unter den hohen Benzinpreisen und steigenden Zinsen leiden, mit Entlassungen gegensteuern oder sogar schließen müssen", warnt die Gewerkschaft in einer Presseaussendung. COSATU ist "vehement dagegen, dass Arbeiter für den Fehler der Regierung, nicht in die Energieversorgung zu investieren, bezahlen sollen", sagt COSATU-Sprecher Patrick Craven.

Eskom argumentiert, dass die höheren Preise unumgänglich seien, um die anstehende  Investitionen zu tätigen. Die finanzielle Situation des Unternehms würde sich sonst verschlechtern, und es wäre schwieriger die 45 Milliarden US-Dollar an Krediten aufzutreiben, die nötig sind, um bis 2012 die Energieproduktion auf ein ausreichendes Niveau zu steigern.

Steigende Energiepreise bedrohen Arbeitsplätze

Schon zu Jahresbeginn waren die Stromnetze wegen massiver Überbelastung immer wieder zusammegebrochen. Um einen Totalausfall des Netzes zu vermeiden, wurden landesweit ganze Regionen oder Stadtteile für einige Zeit nicht mehr mit Strom versorgt. Um weitere Totalausfälle in Zukunft zu vermeiden, hat Eskom als Reaktion die Stromlieferungen an Großabnehmer um 5 bis 10 Prozent reduziert.

Im Jänner dieser Jahres mussten die Minenbesitzer den Goldabbau bereits für fünf Tage einstellen, weil Eskom deren Strombedarf nicht mehr decken konnte. Die folgende Stromreduzierung hat nicht nur wirtschaftliche Folgen, sondern kann sich auch negativ auf die Arbeitsplätze auswirken. Die Befürchtungen der Gewerkschaften sind nicht unbegründet. Der Goldproduzent Gold Fields hatte im Februar erklärt, die Energie-Rationierung würde ihn ein Fünftel seiner Fördermenge kosten und ihn zum Abbau von bis zu 7000 Stellen zwingen.

Die Gewerkschaft fordert von der Regierung Subventionen für essentielle Bedarfsartikel und höhere Lohne für die Arbeiter. Die Regierung von Thabo Mbeki hat zugegeben, Aufforderungen von Eskom überhört zu haben, mehr in die Kraftwerke zu investieren, um den steigenden Engergiebedarf des Landes decken zu können. Mittlerweile gibt es Zusagen seitens der Regierung Milliarden für den Neubau von Kraftwerken zur Verfügung stellen wollen. Bis die neuen Kraftwerke ans Netz gehen, werden die Preise aber wohl kaum sinken. (mka, derStandard.at, 6.8.2008)