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Wolfgang Ruttenstorfer brachte die Mol-Übernahme nicht auf den Boden: Die EU-Wettbewerbshüter hätten "zu viel verlangt".

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Die OMV im 1. Halbjahr 2008

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Die Mineralölkonzerne im Vergleich

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Wien - Genau wisse er nicht, behauptete Wolfgang Ruttenstorfer zumindest, was die Wettbewerbsbehörden in Brüssel der OMV abverlangt hätten, er sei sich aber sicher, "es wäre mehr gewesen" . Und "über ein gewisses Ausmaß an Deinvestitionen wollten wir nicht hinausgehen." Also wurde die Übernahme der Mol (Magyar Olaj- és Gázipari Részvénytársaság) kurzerhand abgesagt. Wobei: Diese wäre ohnehin nur schwer abzuschließen gewesen, denn das Management des ehemals staatlichen ungarischen Mineralölkonzerns sowie die Regierung in Budapest kämpften mit allen Mitteln bis hin zu einer nach EU-Recht fragwürdigen "Lex Mol" gegen die Avancen der Österreicher.
Die OMV hatte Brüssel angeboten, aus den beiden Raffinerien Schwechat und Bratislava einen Verbund zu formen und daran auch Mitbewerber zu beteiligen, um dem Wettbewerb Genüge zu tun. Den EU-Behörden reichte das nicht. Sie hatten "ernste Bedenken" gegen den Deal. Eigentlich hätte die "vertiefte Prüfung" im September abgeschlossen werden sollen. Mit zwei Monaten Verspätung, weil die OMV Unterlagen nicht rechtzeitig eingebracht hatte.

EU-Begründung Verbraucherschutz

Offiziell betonte ein Kommissionssprecher am Mittwoch nach dem Rückzieher, dass es in diesem wie in anderen Fällen vor allem um die Interessen der Verbraucher und der Industrie gegangen sei. Inoffiziell hört man, es habe tatsächlich "ein Tauziehen um Auflagen" zwischen OMV und EU-Behörden gegeben. Die Hoffnung, Brüssel könnte die starrköpfigen Ungarn mit einem Placet zum Deal aushebeln, ist nicht aufgegangen. Aus Budapest kamen entsprechend zufriedene Stellungnahmen.
Ruttenstorfer will trotz allem den 20-Prozent-Anteil an Mol, wo die OMV der größte Einzelaktionär ist, jetzt nicht abgeben. Erstens: Die Beteiligung warf im Vorjahr 78 Mio. Euro an Dividende ab, denn derzeit verdient jeder Mineralölkonzern gut. Zweitens: "Ich bin überzeugt, der Wettbewerbsdruck in Mitteleuropa wird weiter zunehmen" , so der OMV-Vorstandsvorsitzende bei einer Pressekonferenz am Mittwoch, weil die Konzerne aus Russland (Lukoil, Gasprom) sowie aus Mittelasien auf die europäischen Märkte drängten. Was wiederum eine Konsolidierung sinnhaft machen würde. Mit dem Mol-Anteil sei man auch künftig "in jedem Fall am Tisch dabei" , so Ruttenstorfer.

Rückblick auf 2007

Die OMV hatte Ende September 2007 ihre Absicht bekanntgegeben, ein Angebot im Gesamtwert von 11,2 Mrd. Euro für die Mol zu legen, sollte Ungarn einlenken. Die Regierung in Wien unterstütze den Plan und warnte Budapest - ohne Erfolg - vor protektionistischen Maßnahmen. An Anwalts- und Gutachtenkosten habe man bisher für das ungarische Abenteuer "einen einstelligen Millionenbetrag" ausgegeben, sagt Ruttenstorfer.
Ein Betrag, den die OMV angesichts sprudelnder Gewinne vor allem aus dem Geschäftsbereich Exploration & Production (E&P, Ölsuche und Förderung) derzeit eher einfach verkraften kann (siehe auch Grafik rechts): Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um 63 Prozent auf 1,75 Mrd. Euro. Das Ebit aus E&P alleine stieg von 863 Mio. Euro auf 1,43 Mrd. Euro.

Die OMV hat im Halbjahr 1,9 Milliarden Euro in Öl- und Gasfelder sowie in die Verbesserung von Raffinerien gesteckt, bis Ende des Jahres sollen es drei Milliarden sein. Im Tankstellengeschäft trennt sich die OMV von kleineren Standorten. Im Gasgeschäft konzentriert man sich auf den Fortschritt bei der Pipeline "Nabucco" sowie auf ein Gaskraftwerksprojekt in Rumänien auf dem Gelände der Tochter Petrom. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.8.2008)