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Die Reform der Ärzteausbildung steht im Regierungsprogramm. Wie viele andere Vorhaben ist auch diese aufgrund der Neuwahlen vorerst auf Eis gelegt.

Foto: Reuters/bensch

Wien - Der "Steckbrief" mit dem "Wanted" obenauf: Rascher ausgebildete und besser qualifizierte Ärzte. Dies soll eine Kooperation der Wiener Ärztekammer mit der MedUni-Wien samt einer Curriculum-Reform bringen. Offen sind aber dafür notwendige gesetzliche Grundlagen - so zum Beispiel die Regelungen für die Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin sowie die Aprobationsfristen (derstandard.at berichtete).

Neuordnung Medizinstudium

Der Hintergrund: Seit 2002/2003 existiert zwar ein neues Medizinstudium mit einer völligen Neuordnung der Ausbildung bis zum Doktorat, doch weiterhin gibt es unmittelbar nach dem Studium noch keine Berechtigung zur Berufsausübung, die man erst nach der Turnusausbildung im Spital erwirbt. Der Rektor der MedUni-Wien, Wolfgang Schütz: "Derzeit ist die Absolvierung des Studiums noch nicht mit dem ius practicandi verbunden. Die beiden Komponenten (Studium und Turnus, Anm.) laufen noch parallel nebeneinander. Es besteht der dringende Bedarf, den zweiten Teil neu zu gestalten und miteinander zu knüpfen."

Facharztausbildung

Die zusätzlich Problematik: Viele spätere Fachärzte absolvieren zunächst nach dem Studium die dreijährige Turnusausbildung zum Allgemeinmediziner im Spital, um dann noch sechs Jahre Facharztausbildung anzuhängen. Damit sind die Betroffenen erst mit rund 40 Jahren "fertig". Das ist eindeutig zu lange. Somit gibt es zwar schon ein modernes praxisorientiertes Medizinstudium mit begleitender Ausbildung am Krankenbett von einem frühen Stadium an, doch die Konsequenzen - vor allem eine schnellere Berechtigung zur Berufsausübung - fehlt noch. Möglich wäre auch eine Verkürzung des Studiums von 18 auf 14 Semester.

Reform einfordern

Die Wiener Ärztekammer setzt hier auf eine enge Kooperation mit der MedUni-Wien und will in den nächsten Jahren eine Reform vehement einfordern. Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Walter Dorner: "Es ist ein guter, erfolgreicher und gemeinsamer Weg, auch für den Bereich der Jungärzte, die drei bis vier Jahre früher selbstständig werden können. Das bedeutet auch verbesserte Berufsaussichten für die Ärztinnen und Ärzte. Wir erwarten uns mit der Curriculum-Reform, dass die Wartezeiten für Turnusärzte deutlich kürzer werden. Wir brauchen gut ausgebildete Ärzte. Es wird vor allem bei den Hausärzten durch die demografische Entwicklung in einigen Jahren sehr rasch zu einem Mangel kommen." Schon in einigen Jahren steht bei den österreichischen Allgemeinmedizinern ein Generationenwechsel an.

Aprobation

Doch es fehlen noch einige gesetzliche Grundlagen. Hier geht vor allem um die Aprobation der Doktoranden. Thomas Holzgruber, Leiter der Rechtsabteilung der Wiener Ärztekammer: "Was die Aprobation betrifft, gibt es in der EU drei Systeme. Es wird gleich nach dem Studium aprobiert. Das zweite System sieht eine drei bis 21 Monate lange klinische Ausbildung vor. Oder es gibt das ius migrandi, bei dem man in einen anderen EU-Staat gehen darf, aber im Inland nicht zugelassen ist."

Verzögerung durch Neuwahlen

Die Österreichische Ärztekammer hat bereits 2004 dem Gesundheitsministerium ein System zu wählen, bei dem die Aprobation nach weiteren zwölf Monaten klinischer Ausbildung erfolgen soll. Erst 2007 wurde laut Holzgruber eine Arbeitsgruppe zwischen Kammer und Ministerium gegründet. Alle drei Systeme sind noch im Spiel. Eine Entscheidung sollte noch in diesem Jahr fallen, wird sich aber wegen der Neuwahlen auf jeden Fall verzögern. Die Frage, wie das neue Ausbildungssystem finanziert werden soll, sei ebenfalls noch ungeklärt, sagte Wolfgang Routil, Präsident der Österreichischen Akademie der Ärzte im Gespräch mit derStandard.at.

Offen ist auch die Neuregelung der Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin. Der Kammerjurist: "In Österreich sind 50 Prozent aller Fachärzte auch Allgemeinmediziner. Das ist in der EU völlig unüblich." Würden Mediziner sofort mit der Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin beginnen können, wäre auch eine Verkürzung möglich. Freilich, auch mit ius practicandi ist in der EU zumindest noch zusätzlich eine zweijährige weitere Ausbildung notwendig, um im Kassensystem arbeiten zu dürfen. (APA/red)