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Ausländer, die sich dem Tatort nähern wollten, wurden von den Sicherheitskräften abgewiesen.

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Vermutlich das Wunschbild der chinesischen Behörden: Szene auf dem Tiananmen am Dienstag.

Nach dem Anschlag in der Uiguren-Provinz Xinjiang wurden die Sicherheitsmaßnahmen in Peking weiter verschärft. Zugleich lockerten die Behörden Einschränkungen für ausländische Journalisten im Zentrum Pekings.

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Peking/Wien - Ausländische Journalisten dürfen sich nun angeblich doch frei auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen) im Zentrum Pekings bewegen und spontan Interviews führen. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung neuer Beschränkungen, die einen Antrag für Interviews auf dem symbolträchtigen Platz (blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989) vorschrieben, machten die chinesischen Behörden einen Rückzieher.

"Die Anforderung ist nicht zwingend. Aber eine Vorabinformation würde uns helfen, besser Unterstützung zu leisten", teilte das Verwaltungskomitee für den Platz der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua mit. Nach dem neuen Erlass sollten den Journalisten auch "Führer" zur Seite gestellt werden.

Der Medienerlass erfolgte einen Tag, nachdem Pekinger Bürger einen behördlich organisierten Besuch von ausländischen Olympia-Journalisten in einem bekannten Peking-Enten-Haus südlich des Tiananmen genutzt hatten, um gegen unzureichende Entschädigungen nach dem Abriss ihrer Häuser zu protestieren.

Die Sicherheitsvorkehrungen vor den am Freitag beginnenden Olympischen Spielen wurden unterdessen weiter verschärft. Sämtliche Sicherheitsorgane befinden sich in höchster Alarmbereitschaft.

Einen Tag nach dem Anschlag in der uigurischen autonomen Region Xinjiang im äußersten Westen Chinas, bei dem 16 Polizisten getötet wurden, gaben die Behörden am Dienstag die Festnahme von 18 "ausländischen Agitatoren" bekannt. Diese stünden jedoch nicht hinter dem Überfall, sondern hätten Verbindungen zu einem früheren Versuch, Unruhe in der Provinz zu stiften.

Laut chinesischen Medien seien die beiden Attentäter vom Montag muslimische Uiguren gewesen. Zwei japanische Journalisten wurden am Montag in Xinjiang nach Angaben von "Reporter ohne Grenzen" verhaftet und misshandelt.

Ümit Hamid, ein Vertreter des Weltkongresses der Uiguren, sagte am Dienstag vor der Presse in Wien, Gewalt sei keine Lösung. Er könne die Motive der beiden mutmaßlichen Attentäter aber nachvollziehen. Arbeitslosigkeit, Unterdrückung und Hoffnungslosigkeit riefen unweigerlich großes Gewaltpotenzial hervor.

In Peking traf am Dienstag die olympische Fackel an ihrer letzten Station ein. Heute, Mittwoch, beginnt unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen der dreitägige Lauf, der am Freitag bei der Eröffnungsfeier im Nationalstadion endet. Österreich wird bei der Eröffnung neben Sportstaatssekretär Reinhold Lopatka auch durch Verteidigungsminister Norbert Darabos vertreten sein. Die Hälfte der österreichischen Olympioniken sind Heeressportler. (dpa, AFP, vol/(DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2008)