Madrid - Spaniens Regierung schließt angesichts zunehmender Arbeitslosigkeit und eines schwindenden Verbrauchervertrauens eine Rezession nicht mehr aus. "Das vierte Quartal könnte Schwierigkeiten für uns bereithalten, das hängt davon ab, wie sich die Dinge weiter entwickeln", sagte Wirtschaftsminister Pedro Solbes am Montag. "Eine Rezession zeichnet sich durch zwei Quartale mit sinkender Wirtschaftsleistung aus. Man kann nie etwas ausschließen, aber wir denken nicht, dass man mit dieser Hypothese arbeiten sollte."

Nach dem Ende eines Immobilienbooms verloren in Spanien zahlreiche Menschen ihren Arbeitsplatz, allein im Juli stieg die Zahl der Arbeitslosen anders als saisonüblich um 36.492 auf 2,43 Millionen. Zugleich ist das Vertrauen der Verbraucher auf den tiefsten Stand seit Beginn der Erhebung gesunken.

Besonders in der Bauwirtschaft fielen Stellen weg; zwei von drei neuen Arbeitslosen waren vorher hier beschäftigt. Binnen weniger als eines Jahres drehte sich der Arbeitsmarkt in dem südeuropäischen Land. Wurde vorher hier jede dritte Stelle innerhalb der Euro-Zone geschaffen, ist Spanien jetzt zusammen mit der Slowakei bei einer Arbeitslosenquote von über zehn Prozent Spitzenreiter in der EU. Ab Ende kommenden Jahres werde sich der Arbeitsmarkt aber wieder beleben, sagte eine Sprecherin des Arbeitsministeriums.

Das Verbrauchervertrauen sank auf 46,3 Punkte, vor zwölf Monaten war es noch doppelt so hoch. Neben der Immobilienkrise macht den Verbrauchern auch die hohe Inflation zu schaffen. Allerdings könnte die Teuerungsrate im Juli mit 5,3 Prozent ihren Höhepunkt erreicht haben, sagte Solbes. Die Regierung halte an ihrer Prognose von einer Teuerungsrate von vier Prozent zu Jahresende fest.

Nach Angaben der spanischen Zentralbank ist das Wachstum im zweiten Quartal nahezu zum Erliegen gekommen. Erst vor wenigen Tagen setzte die spanische Regierung ihre Wachstumsprognose auf 1,6 Prozent in diesem und ein Prozent im kommenden Jahr herab. (APA/Reuters)