Wien - Vor der morgigen entscheidenden Sitzung der Regierung mit der Staatsholding ÖIAG zum bevorstehenden Verkauf der AUA wehren sich die Kleinanlegerschützer vom Interessenverband für Anleger (IVA), dass der Deal "auf dem Rücken der Kleinanleger ausgetragen wird", sagte IVA-Chef Wilhelm Rasinger.

Die Tatsache, dass die regierungspolitischen Überlegungen zu einer Preisminderung bei der AUA geführt hätten, dürfe nicht zulasten der Privatanleger gehen. Denn derzeit wäre so ziemlich der schlechteste Zeitpunkt, die Anleger zum tiefsten Kurs abzufinden.

Es sei zu erwarten, dass Privatanleger nach dem Verkauf an einen Partner "keinen Platz mehr haben werden", sagte Rasinger. Daher sollte man diesen ein "faires Angebot" legen, das entweder die Preisminderung durch die öffentliche Hand unberücksichtigt lasse oder eine künftige Wertsteigerung der AUA einkalkuliere.

Als "Orientierung" für ein mögliches Angebot an die Privatanleger nannte der Kleinanleger-Vertreter den Aktienkurs der AUA vor eineinhalb Jahren von 7,10 Euro. Wichtig sei jedenfalls bei der Festlegung der Angebotshöhe, dass man sich nach betriebswirtschaftlichen Kriterien richte, betonte Rasinger.

Beliebte Sperrminorität

Der Chef der an der AUA mit 1,4 Prozent beteiligten Vienna Insurance Group (Wiener Städtische Versicherung), Günter Geyer, sprach sich heute, Montag, erneut für eine Beibehaltung einer österreichischen Sperrminorität aus und begrüßte die diesbezüglichen jüngst getätigten Aussagen der Regierung. Die Arbeiterkammer (AK) warnte unterdessen vor einem "überhasteten Verkauf" der AUA, begrüßte aber die angepeilte Beibehaltung der Sperrminorität.

Mit einem Alternativvorschlag zur österreichischen Sperrminorität an der AUA wartete am Montag FPÖ-Vizeparteiobmann Norbert Hofer auf: Die ÖIAG sollte 25 Prozent plus eine Aktie an die Flughafen Wien Betriebsgesellschaft verkaufen, um eine österreichische Lösung zu sichern. Damit würden Start- und Landegebühren letztendlich einer Muttergesellschaft zugutekommen.

Die Umweltschutzorganisation Global 2000 forderte unterdessen den Rückzug der AUA aus der Kurzstrecke und die Beibehaltung eines Staatsanteils "im Sinne des Klimaschutzes". Fliegen sei rund 50 Mal klimaschädlicher als Bahnfahren, so Heinz Högelsberger, Verkehrsreferent von Global 2000. Kurzstreckenflüge sollten also zunehmend auf die Bahn umgelagert werden. Alleine die Tatsache, dass auf Kerosin keine Mineralölsteuer eingehoben werde, ergebe eine Subventionierung der AUA von einer Viertelmilliarde Euro pro Jahr.

Haberzettl: Führungswechsel ohne Abfertigung

Wilhelm Haberzettl, Vorsitzender der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG), ist für einen Wechsel an der AUA-Spitze - und das ohne Abfertigung. "Dass sie es nicht können, beweisen sie gerade", so Haberzettl über die derzeitige AUA-Spitze. Und: "Wenn Manager so versagen, dann, glaube ich, gibt es auch andere Möglichkeiten, sich von ihnen zu trennen. Man muss es einfach nur probieren", sprach er sich zumindest für eine Ablöse von Alfred Ötsch aus. Über das genaue Vorgehen könne man mit Finanzminister Wilhelm Molterer (ÖVP) diskutieren, "er ist der Eigentümer-Vertreter". Die Beibehaltung einer österreichischen Sperrminorität, wie sie bereits SPÖ und ÖVP geschlossen verlangen, ist für den FSG-Chef "auf jeden Fall anzustreben".

Die AUA wird auch Thema im Wahlkampf der roten Gewerkschafter sein. Der Vorschlag von SPÖ-Spitzenkandidat Werner Faymann, wonach 25 Prozent plus eine Aktie in österreichischem Besitz verbleiben sollen, sei volkswirtschaftlich vertretbar und richtig.

Faymann bekräftigt Forderung

"Eine österreichische Sperrminorität bei der AUA muss sein", bekräftigte der designierte SPÖ-Vorsitzende und Kanzlerkandidat auch am Montag im Rahmen der Präsentation der Wiener Kandidaten zur Nationalratswahl im Wiener Rathaus.

Gestaltungsmöglichkeiten könnten nur durch die Sperrminorität garantiert werden, so der Infrastrukturminister. "Ich halte nichts davon, alles ab- und auszuverkaufen", unterstrich Faymann. 25 Prozent plus eine Aktie für den Staat und das Konsortium, das aus österreichischen Banken und Versicherungen besteht, müssten Bestandteil der für morgen angestrebten Lösung zur AUA-Frage sein, erklärte der Minister.

Auf die prozentuelle Verteilung von ÖIAG und Konsortium innerhalb der Sperrminorität wollte sich Faymann nicht festlegen. Das Luftfahrtdrehkreuz Wien sei für Österreich und die vielen Beschäftigten "so wichtig, dass eine Gestaltbarkeit durch Bund und österreichisches Konsortium erhalten bleiben muss", betonte Faymann.

Karten auf den Tisch

In einer Stellungnahme forderte heute auch der Grüne Wirtschaftssprecher Werner Kogler, die "Entscheidungsgrundlagen auf den Tisch legen". Die öffentliche Diskussion über die AUA schade der Zukunft des Unternehmens". Ohne die Entscheidungsgrundlagen für die Zukunft der AUA - konkret geht es um ein Gutachten des Beraters Boston Consulting Group (BCG) - sei "jede Diskussion sinnlos", so Kogler.

Die Grünen verlangen von der Regierung, sie solle jene Papiere auf den Tisch legen, auf deren Basis über Totalprivatisierung oder Sperrminorität, etc. entschieden werde. Es sei bedauerlich, wie viele Rufer es nun gebe, die ohne Kenntnis genauer Daten sagen, wie es geht. "Darunter sind übrigens auch jene, die bis vor kurzem das genaue Gegenteil von dem behaupteten, was sie jetzt sagen", erklärte Kogler.

Die Grünen hätten schon im Frühjahr auf die Dringlichkeit der Lage hingewiesen. Damals hätten Molterer, SPÖ und das ÖIAG/AUA-Management noch von einer anzustrebenden Stand-alone-Lösung gesprochen. Kogler vermisst seit Jahren das Fehlen eines strategischen Plans für die heimische Luftfahrt, daran habe auch Verkehrsminister Faymann einen Anteil. (APA)