Schloss Bruck zeigt ein "Reich der Töne und Farben".

Foto: Osttirol Werbung/Kofler

Potentaten aller Zeiten haben schon immer gewusst, wie sie sich durch die Wahl ihrer Residenz am besten in Szene setzen konnten. Die Görzer Grafen waren da keine Ausnahme. Als sie im 13. Jahrhundert ihr Schloss Bruck - damals zunächst nur eine Burg - hoch über der Isel am Rande des Talbeckens von Lienz errichteten, entstand eine Anlage, die auch heute nicht zu übersehen ist. Beherrschend thront sie auf einer Hügelkuppe, die sich an den Lienzer Hausberg Hochstein schmiegt, von ihrem Turm aus bietet sich ein Blick über das ganze Talbecken mit der Osttiroler Hauptstadt Lienz am Zusammenfluss von Drau und Isel. Das war die wichtigsten Voraussetzung für den Bau einer solchen Anlage: sehen und gesehen werden.

Was nicht von jedem gesehen werden kann, beschäftigt gerade das Museum Schloss Bruck: Rare Bilder aus China, die zur Eröffnung der Olympischen Spiele besonders interessieren und selbst jene nur schwer zu Gesicht bekommen, die dorthin reisen. "Guizhou - Chinas Reich der Töne und Farben" nennt sich die Sonderausstellung, welche eine über Jahrtausende gewachsene ethnische Vielfalt im Südwesten der Volksrepublik präsentiert. Guizhou liegt auf einem subtropisch-feuchten Plateau in über 1000 Meter Seehöhe, gilt als die ärmste Provinz des Landes, und 37 Prozent der Bevölkerung gehören dort fünfzehn verschiedenen Volksgruppen an.

Mehr als 300 Objekte und auch Filmdokumente geben bis zum 26. Oktober Einblick in die Mannigfaltigkeit einer Region, deren Einwohner eigene Sprachen und Kulturen, vorwiegend aus dem Norden und Osten kommend, mitgebracht haben. Ihr Brauchtum, der Gesang und ihre religiösen Vorstellungen einer beseelten Natur, aber auch der besondere Schmuck, haben sich im Kern bis heute bewahrt.

Ein kleiner Teil der Exponate war bereits in Paris zu sehen - die komplette Sammlung wird aber in Lienz erstmals außerhalb von China gezeigt. Möglich war dies vor allem durch die Kontakte von Wolfgang Wolte, dem ehemaligen Botschafter Österreichs in China, und durch seine Frau Ursula Wolte, die die Kontakte zwischen Osttirol und China geknüpft hat.

Schloss Bruck bietet zwar immer wieder Sonderausstellungen, eine derartige Programmierung ist aber selten in einem Haus, das auch ganz gerne als "Heimatmuseum" bezeichnet wird. Nicht zuletzt deshalb, weil die seit 2003 existierende Dauerausstellung einem der bekanntesten Osttiroler gewidmet ist: dem Maler Albin Egger-Lienz. Der wiederum soll einmal zu seinem Werk gesagt haben: "Ich male keine Bauern, sondern Formen. Wäre ich in Holland geboren, würde ich Fischer malen."

Auch die meisten Besucher kommen sonst aus anderen Gründen. Von 1492 bis 1496 schuf der aus dem Pustertal stammende Simon von Taisten mit den Wandmalereien in der Schlosskapelle einen der bedeutendsten Freskenzyklen in Tirol. Umgeben von Darstellungen der Geburt Christi oder dem Tod Marias, bei dem auch der Auftraggeber Graf Görz und seine Ehefrau Paola unter den Trauernden dargestellt sind, wollen hier viele Paare standesamtlich heiraten. An manchen Wochenenden oft mehrmals an einem Tag.

Und dann gibt es hier noch ganz besondere Besucher, die den stimmungsvollen Park ums Schloss ins Herz geschlossen haben. 15 verschiedene Fledermausarten haben Wissenschafter am Schlossteich nachts beobachtet und fotografiert, die Hälfte aller in Österreich vorkommenden Fledermausarten. Ihnen ist in diesem Sommer auch eine eigene Ausstellung gewidmet. (Christoph Wendt/DER STANDARD/Printausgabe/2./3.8.2008)