Losfahren bei Grün? Auf der Soca geht das aus Sicherheitsgründen nur mit einem erfahrenen Guide oder mit Erlaubnisschein.

Foto: Slovenia Info / J. Skok

Türkisblau oder grün wie ein Smaragd - je nachdem, bei welchem Licht man das Wasser betrachtet - tost die Soca durch das tief eingeschnittene Trenta-Tal. Wild zerklüftetes, weißes Karstgestein passiert sie im slowenischen Nationalpark Triglav, eingebettet zwischen den mächtigen Zweitausendern der Julischen Alpen.

Dass dieser Gebirgsfluss jeden Sommer auch Paddler anzieht, die dem wilden Wasser sportlich begegnen wollen, ist kein Geheimnis. Zentrum dafür ist das malerische Dorf Bovec, ideal gelegen am Zusammenfluss von Soca und Koritnica. David Stulc Zornik vom lokalen Tourismusverband, selbst ein guter Kajakfahrer, erklärt die einzelnen Spielarten: "Die örtlichen Sportagenturen bieten geführte Kajaktouren und Raftingausflüge mit dem großen Schlauchboot für bis zu acht Personen oder mit kleinen Schlauchkanus - die werden Outsiders genannt - an."

Kontrollierte Aufregung

Für manche ist das nicht aufregend genug. "Hydrospeed" empfinden jene als angemessener, die auf einer seltsamen Plastikschüssel, am Bauch liegend und mit Flossen ausgestattet, Stromschnellen überwinden - selbstverständlich begleitet von einem Führer. Denn die Soca und die Koritnica sind zwar grundsätzlich vom 15. März bis zum 31. Oktober in der Zeit von neun bis 18 Uhr befahrbar, aber zur Benützung braucht jeder Sportler einen Erlaubnisschein, und der wird mittlerweile zu Recht sehr genau kontrolliert.

Der große Vorteil geführter Touren ist aber auch, dass man außer einer Badehose und einem Handtuch keine eigene Ausrüstung braucht. Neoprenanzug und -schuhe, Schwimmweste und Helm sowie eine Spritzdecke für die Kajakfahrer werden zur Verfügung gestellt. Die Guides bringen das Bootsmaterial zu den Einstiegsstellen und befahren nur jene Teilstücke des Flusses, die dem Können der Gästen angemessen sind.

Auf die Sicherheit der Teilnehmer wird nun größerer Wert gelegt als zu den Pionierzeiten dieser Sportarten. Die Guides sind Sportler mit mehrjähriger Erfahrung auf dem jeweiligen Terrain. Sie haben eine Lizenz zur Rettung auf Wildwasser, die nur mehr nach einer bestandenen Prüfung vom slowenischen Raftingverband erteilt wird. Jedes Jahr müssen sie überdies an einem Fortbildungskurs in Bovec teilnehmen, bevor die Saison beginnen kann.

Um zehn Uhr vormittags versammelt sich eine Gruppe spritzwasserresistenter Gäste vor dem Büro der Agentur. Mit dem Schlauchboot auf dem Dach des Busses geht es zum Einstieg unter der Brücke von Cezsoca, die unweit von Bovec liegt. Dieser Streckenabschnitt ist bestens für Anfänger geeignet, er wird auch "Hausfrauenstrecke" genannt, denn hier üben die lokalen Kajakschulen mit ihren Novizen. Unter der Raftinggruppe, die ebenfalls gerade eingetroffen ist, wird nun die Ausrüstung verteilt, Sicherheitsaspekte werden noch einmal besprochen.

Und schon paddeln die ersten unter den anfeuernden Zurufen der Guides los. Noch ist das recht bequem, denn der Fluss verläuft hier ruhig in einem sehr breiten Tal. Fünf Kilometer später ist aber bereits die Brücke von Zaga erreicht, langsam verengt sich nun der Lauf, und die Stromschnellen nehmen zu. Kurz vor dem Beginn des knackigsten Kernstücks der unteren Soca wird nach zwei Stunden eine wohlverdiente Pause eingelegt.

Rutschen und reiten

Das Schlauchboot wird umgedreht und schräg an einer Sandbank platziert, damit die erschöpften Gäste wie auf einer Wasserrutsche in das kühle, klare Nass gleiten können. Denn nun steht der erste anspruchsvolle und sehr feuchte Husarenritt bevor. Zwischen haushohen Felsen gibt es im tosenden Wasser bis zum Ausstieg beim Ortsanfang von Trnovo jede Menge zu tun. Nach zwei weiteren Stunden ist das Abenteuer zu Ende, der Bus wartet schon und bringt die "weichgespülten" Paddler zurück nach Bovec.

Das Abendprogramm ist klar: In Lokalen wie dem Letni Vrt oder im Martinov wird man die lokale Küche genießen und schnell schlafen gehen. Hotels wie das Dobra Vila Bovec oder das Kanin werden gerne von den Paddlern aufgesucht, die echten Wildwassercracks allerdings wohnen fast ausschließlich auf einem der Campingplätze am Fluss. Beim Camp Toni etwa, an einem wirklich idyllischen Ort, wo die müden Sportler am Abend nur mehr wenige Schritte von den Grillplätzen zu ihren Zelten tun müssen und den Tag gemütlich ausklingen lassen. Ganz so wie die Soca selbst, die ihr wildes Wesen flussabwärts bald verliert und in Italien zum ruhigen Isonzo wird. (Martin Grabner/DER STANDARD/Printausgabe/2./3.8.2008)