Peking - Kurz vor den Freitagnacht beginnenden Olympischen Spielen setzt Peking alles daran, seinen in vielen Teilen der Welt von Protesten begleiteten Fackellauf in der letzten Etappe harmonisch über die Zielgerade zu bringen. Der Fackellauf steht unter extremen Sicherheitsvorkehrungen. Aber China macht auch Konzessionen.

Unter den am Mittwoch startenden Läufern, darunter Kultregisseur Zhang Yimou, Klaviervirtuose Lang Lang oder Chinas bekannter Wirtschaftsreformer Wu Jinglian, war ein unangekündigter Teilnehmer. Von der Presse nicht erwähnt, durfte Chinas Carrefour-Chef Eric Legros mitlaufen. Der 49-jährige Chef der mit 117 Supermärkten größten ausländischen Warenhauskette in China trug die Fackel im Zentrum vor den Volkskongress. Beabsichtigte Botschaft: Der noch bis vor kurzem anhaltende Streit mit dem französischen Konzern, der im Frühsommer eskalierte und Boykottaufrufe und Demonstrationen gegen die Supermärkte nach sich zog, ist endgültig beigelegt.

Widersinniger Sündenbock

Der Mammut-Fackellauf, der 129 Tage und 137.000 Kilometer über alle Kontinente führte, war auch in Frankreich auf massive Proteste gegen Chinas Menschenrechts- und Tibetpolitik gestoßen. In China wurde darauf der Volkszorn gegen Frankreich geschürt. Absurderweise machten junge Demagogen auf der Suche nach einem Sündenbock den Handelskonzern Carrefour zu ihrem Angriffsziel, der 45.000 chinesische Mitarbeiter beschäftigt und sehr viele seiner Produkte aus China bezieht.
Auf ihrer ersten Station, dem vom Massaker 1989 belasteten Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen), wurden die Fackelläufer Mittwoch früh von 4000 abkommandierten freiwilligen Helfern begrüßt. (DER STANDARD, Printausgabe, 7.8.2008)