Kraftwerk: "Ralf & Florian"
Ralf Hütter und Florian Schneider 1973 noch als Duo vor dem großen Durchbruch. Verspielter und freundlicher elektronischer Krautrock, der näher an der Psychedelik als am Roboter angesiedelt ist und erhöhtes Flötenaufkommen zeitigt. Mit "Kristallo" und dem wunderbaren "Tanzmusik" allerdings gehen strenge Programmatik und Franz-Schubert-Hommagen erste Schritte Richtung "Computerwelt". (Crown Records)

Link:
www.elektrodaten.com

 

 

Foto: Cover

Martina Topley Bird: "The Blue God"
Während ihr ehemaliger Mentor Tricky mit seinem neuen Album "Knowle West Boy" enttäuschende Meterware abliefert, gelingt der Sängerin mit der lebensüberdrüssigen Bluesstimme gemeinsam mit Produzent Danger Mouse eine stimmige dunkle Arbeit. Diese sichtet das TripHop-Genre ("Phoenix") Richtung melancholischen 80er-Jahre Pop ("Carnies"), wie er etwa auch von Madness produziert wurde. Sie bietet ein wenig elektronischen Soul im Stile von Beck ("Something To Say") oder versponnene Walzerklänge, die an die Stranglers und "Golden Brown" erinnern - und hat mit "Poison" einen hübsch gelangweilten Indiepop-Hit aufzuweisen. (Indepediente/Edel)

Link:
www.martinatopleybird.com

 

Foto: Cover

Micah P. Hinson and The Red Empire Orchestra
Der große verkannte US-Songwriter-Tragöde produziert im Schatten des überpräsenten Will Oldham oder eines Vic Chesnutt seit Jahren Gänsehaut machende, schwelgerische, abgekämpfte und abgelebte wie walzerlastige Untergangsballaden. Mit sonorer Stimme und verhallten Instrumenten geht es auch auf dem neuesten Album ans Eingemachte: "Tell Me It Ain't So", "Dyin' Alone", "We Won't Have To Be Lonesome". Dieser Härtegrad. (Full Time Hobby/Edel)

Link:
www.micahphinson.com

 

 

Foto: Cover

Calexico: "Carried To Dust"
Kommt zwar erst im Herbst, ist aber jetzt schon eine Erwähnung wert. Joey Burns erweitert nach den jüngsten Sichtungen des US-Folkrock das Spektrum seiner Band um südamerikanische Einflüsse. Vor allem: Platten von Manu Chao dürften während der letzten Zeit öfter im Tourbus gelaufen sein. Ansonsten wird wieder stärker auf das Mariachi-Gebläse und die bewährte Americana-Hausmarke alter Klassiker gesetzt. Und das Songwriting von Burns wird über die Jahre immer eleganter und schwelgerischer. Ein Album des Jahres! (City Slang/Universal)

Link:
www.casadecalexico.com

 

 

Foto: Cover

My Morning Jacket: "Evil Urges"
Ebenfalls ursprünglich im Americana-Genre beheimatet, hat sich diese US-Band jetzt in einem kreativen Gewaltakt von den alten Vorgaben befreit und wildert im Mainstream-Rock der 70er- und frühen 80er-Jahre zwischen Fleetwood Mac, Eagles, Queen und zeitweilig sogar Prince. Dank des großartigen Songwritings geht sich das alles aus. Eine gelungene Überraschung. (Roughtr Trade/Edel)

Link:
www.mymorningjacket.com

 

 

Foto: Cover

Blue Öyster Cult: "Agents Of Fortune"
Dekadente, dunkle US-Rockmusik aus 1976. New York war eine böse Stadt damals. Patti Smith ist als Gast auch mit dabei. Ein Abgesang auf die große Zeit des Rock, der schon vom kommenden Nihilismus des Punk etwas ahnte. Zentrale Songs: "This Ain't The Summer Of Love" und "(Don't Fear) The Reaper". (CBS)

Link:
www.blueoystercult.com

 

 

Foto: Cover

My Bloody Valentine: "Loveless"
Eine zentrale Platte des Britpop der frühen 90er-Jahre ist gerade wiederveröffentlicht worden. Kevin Shields, das verrückte Gitarrengenie des damaligen Shoegazer-Pop, legt über transusigen Lalelu-Pop unzählige wie unfassbare Dreck- und Lärmschlieren, treibt das Creation-Label mit exorbitanten Studiokosten in den Ruin - und geht danach auf jahrzehntelange Kreativpause. Ein historisches Dokument. Die Band befindet sich gerade auf Comeback-Tournee, ein neues Album soll folgen. Wer es glaubt. (Creation/SonyBMG)

Link:
www.mybloodyvalentine.net

 

 

Foto: Cover

Tonino Cartone: "Mondo Difficile"
Der Lebemann, Strizzi und Trinkkumpan von Manu Chao veröffentlichte 2000 eine zentrale Arbeit im Fach "Sommerplatte". Zwischen dem angezogenen Party-Sound von Manu Chao, dem Gegrummel im Stile eines Adriano Celentano und diversen lateinamerikanischen Tanzstilen schleicht sich dann auch mal ein schräger Walzer ins fröhliche Treiben. Hier noch ein bizarrer TV-Auftritt von allen Genannten: http://de.youtube.com/watch?v=f7BWFB9jajk&feature=related (Virgin)

 

 

 

Foto: Cover

Port O'Brien: "All We Could Do Was Sing"
Das Folkrock-Quintett kommt aus Alaska und gruppiert sich um das songschreibende Pärchen Van Pierszalowski und Cambria Goodwin, ersterer ein Lachsfischer, der sehr beherzt über die Hassliebe zur See und zum Lachs singen kann. Trotz all des Hypes während der letzten Monate handelt es sich hier um eine der gelungensten Arbeiten im derzeit vor allem in den USA wieder grassierenden Wollsocken- und Strickpullovergenre. (City Slang/Universal)

Link:
www.portobrien.com

 

 

Foto: Cover

Kasai Allstars: "In The 7th Moon The Chief Turned Into A Swimming Fish And Ate The Head Og His Enemy By Magic"
Die Band aus dem Kongo bietet nicht nur den Albumtitel des Jahres, sondern auch wunderbar archaische Musik an der Schwelle von Archaikl und Moderne. Selbstgebaute Daumenklaviere und Perkussion werden mit E-Gitarre und mantraartigen Chorgesängen kombiniert und bei erheblicher Lautstärke durch Soundsysteme gejagt, dass die Erde zittert: Congotronics! (Crammed Discs/Hoanzl)

Link:
www.crammed.be

 

 

 

Foto: Cover