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Schönheit bringt viele Vorteile im Job - eines davon ist mehr Einkommen

Foto: AP/David Longstreath

Ganz verstand ich als Kind ja nie, warum die Stiefmutter Schneewittchen in den Apfel beißen ließ, nur weil sie der Spiegel im Beauty-Contest mit der Silbernen abspeiste. Ihr kaltblütiges Motiv kann ich mittlerweile besser nachvollziehen, denn die einschlägige Forschung zeigt, wie wichtig Schönheit für Karriere und Glück ist.

Mehr Schönheit - mehr Einkommen

Überdurchschnittlich gut aussehende Personen verdienen um zehn bis 15 Prozent mehr als ihre optisch durchschnittlichen Pendants. Das sogenannte "Beauty Premium" sorgt in den USA für ebenso große Einkommensunterschiede wie z. B. Rasse oder Geschlecht. In simulierten Arbeitsmärkten werden attraktive Menschen als leistungsstärker eingestuft, und zwar unabhängig von ihrer tatsächlichen Leistung. Sie treten meist selbstsicherer und sozial kompetenter auf und setzen, wiederum leistungsunabhängig, ein höheres Einkommen durch. Wenn Sie jetzt meinen: "Alles eine Frage des subjektiven Geschmacks", dann irren Sie. Die interindividuelle Übereinstimmung bei der Attraktivitätswahrnehmung ist extrem hoch.

Körpergröße beeinflusst Gehalt

Auch andere physiologische Faktoren schlagen sich auf das Gehalt nieder. So werden beispielsweise Glatzköpfige seltener zu Vorstellungsgesprächen geladen (wer angesichts dessen das Tragen eines Toupets in Erwägung zieht, entscheide sich idealerweise für dunkelbraun). Schon die schiere Körpergröße ist offenbar ein stilles, aber zugkräftiges Argument bei Gehaltsverhandlungen. Zehn Zentimeter überdurchschnittliche Körpergröße bringen Männern 2000 Euro mehr im Jahr. Auch bei Frauen sorgt jeder zusätzliche Zentimeter zwischen Kopf und Fuß für 0,6 Prozent mehr an Bruttogehalt.

Die wichtigsten Glückselixiere

Und anscheinend ist sich der Managementnachwuchs der Bedeutung des Äußeren zumindest implizit bewusst. An einer unserer Studien nahmen über 4000 WU-Studenten teil. Erforscht wurden die wichtigsten Glücks- bzw. Zufriedenheitsdeterminanten. Es wurden insgesamt 30 Erklärungsgrößen erfasst, u. a. Erwerbstätigkeit, Einkommen bzw. Vermögen, Sport, Religion, Partnerschaft oder Studienerfolg.

Das Ergebnis war überraschend: Die mit Abstand größte Korrelation mit dem generellen Glücksgefühl hatten die subjektiv empfundene äußere Attraktivität (positiv) und der Wunsch, eine Schönheitsoperation durchführen zu lassen (negativ), gefolgt von körperlicher Gesundheit, Erfolgseinschätzung im Vergleich mit anderen und den antizipierten Berufschancen. Äußerliche Schönheit erwies sich für Frauen und Männer gleichermaßen als wichtigstes Glückselixier.

Der fragend-besorgte Blick in den Spiegel ist demnach nicht nur Ausdruck krankhaft bornierter Eitelkeit, sondern das, was uns da tagtäglich entgegenblickt, ist ein tragischer Indikator für Erfolg und Glück - augenscheinlich in einem Ausmaß, wie wir es uns selbst nur ungern einzugestehen bereit sind. (Johannes Steyrer*, DER STANDARD, Printausgabe, 26./27.7.2008)