Paris - Vertreter der französischen Regierungsmehrheit haben am Mittwoch erneut die Haltung gewisser Kandidatenländer für den EU-Beitritt in Bezug auf die Irak-Krise kritisiert. Kooperationsminister Pierre-Andre Wiltzer (UMP) bedauerte einen "mangelnden Willen zur Absprache", während der Präsident der Nationalversammlung, Jean-Louis Debre (UMP), die osteuropäischen Länder aufforderte, den "europäischen Familiensinn" zu respektieren. Frankreichs Präsident Jacques Chirac hatte am Montag den offenen Brief von zehn EU-Beitrittskandidaten scharf kritisiert, in dem die Regierungschefs der ost- und mitteleuropäischen Länder sich hinter den harten Kurs von US-Präsident George W. Bush stellten.

"Es ist eine kleine Polemik entstanden", sagte Wiltzer im TV-Sender "I-Television" und fügte hinzu: "Im Grunde sind wir schon der Ansicht, dass ein Minimum an Absprache notwendig ist, wenn man Europa beitreten will - und diese Länder wollen es, und wir wollen sie empfangen -, und das war in dem Bereich nicht der Fall."

"Wenn man in eine Familie eintritt, so nicht, um eine andere Familie zu suchen."

Debre meinte zur Chirac-Äußerung: "Von Zeit zu Zeit muss man eine gewisse Anzahl von Wahrheiten sagen." "Wir wollen das Europa errichten, aber Europa ist nicht nur ein Wirtschaftsraum, es ist ein politisches Projekt. Und jene, die diesem politischen Projekt beitreten, die müssen auch einer gewissen Auffassung der Politik beitreten", sagte der ehemalige Innenminister und fügte hinzu: "Wenn man in eine Familie eintritt, so nicht, um eine andere Familie zu suchen."

Debre betonte zwar, dass dieser Zwischenfall den EU-Beitritt der betroffenen Länder seiner Ansicht nach nicht verzögern werde, fügte allerdings hinzu: "Aber ich weiß, dass eine gewisse Anzahl von Abgeordneten ein wenig verärgert ist, zu sehen, dass eine gewisse Anzahl von Ländern nur deshalb Europa beitreten wollen, um sich an der Kasse zu bedienen." (APA)