Im Paternoster: Wer ganz oben nicht aussteigt, muss auf der anderen Seite wieder runter

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Wien - Noch immer wechseln Studierende der Uni Wien, die im Neuen Institutsgebäude (NIG) auf den Lift warten, bedauernde, teils genervte Blicke. Ein Jahr ist es nun her, dass dort der Paternoster, der Hungrige gemächlich bis hinauf in die Mensa im 7. Stock transportierte, gegen einen Aufzug mit Innentüren ausgetauscht wurde. Während man früher also die Möglichkeit hatte, jederzeit zuzusteigen - und so im Grunde schneller ans Ziel zu kommen -, muss man sich nun einige Zeit gedulden.

Keine Bereitschaft Paternoster in Schuss zu halten

Während dieses Wartens wird sich manch angehender Akademiker Gedanken über das plötzliche Verschwinden des beliebten Beförderungsmittel machen. Prinzipiell liegt der Grund dafür nicht im Wiener Aufzugsgesetz, das 2007 in Kraft getreten ist und die Umrüstung aller herkömmlichen Lifte auf moderne Standards vorsieht, sondern in der mangelnden Bereitschaft, die alten Paternoster in Schuss zu halten.

Ausnahmeregelung

So wird beispielsweise der Umlauflift im Haus der Industrie am Schwarzenbergplatz ständig überprüft, ebenso im Wiener Rathaus. Fördertechnik-Referent Norbert Schnaid betont, dass das neu erlassene Gesetz nichts mit der Abschaffung der Paternoster zu tun habe, denn diese seien vom Aufzugsgesetz ausgenommen. Seiner Annahme zufolge sind die hohen Erhaltungskosten der alten Aufzüge der ausschlaggebende Punkt. Schnaid versichert, dass man sich im Rathaus bemühe, den Paternoster zu erhalten.

Und auch der Hausverwalter der Industriellenvereinigung (IV), Reinhold Eberhard, versichert: „Wir setzen alles daran, unseren Paternoster instand zu halten." 1912 in Betrieb gesetzt, gilt der Paternoster im Rathaus als ältester Aufzug seiner Spezies in Österreich. Er soll auch weiterhin seine Runden drehen.

Anlehnung an das Rosenkranz-Beten

Bleibt noch die Frage, warum der Paternoster überhaupt Paternoster heißt. Laut Anton Marschall vom TÜV Österreich ist die Herkunft der Bezeichnung umstritten. Am wahrscheinlichsten sei aber jene Theorie, die besagt, dass der Name Paternoster in Anlehnung an das Rosenkranz-Beten entstanden ist.

Bei einem Rosenkranz symbolisiert jede Perle ein Gebet, auf zehn Ave-Maria-Perlen folgt eine Perle, die für das Vater Unser (auf Latein: pater noster) steht. Die wie auf einem Seil aufgefädelten Kabinen könnten im 19. Jahrhundert zur Namensgebung der ursprünglich aus dem Bergbau stammenden Aufstiegshilfen inspiriert haben. (Rebecca Ungerboeck/ DER STANDARD Printausgabe 21.7.2008)