Es naht jetzt bald der Tag, an dem Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer, zuständig für Beamte und Sport, ein halbes Jahr Rücktritt feiern kann. An einem Septemberabend nahm sie gemeinsam mit Grasser und Westenthaler den Hut. Westenthaler hat sich aus der Politik vertschüsst, Grasser ist geblieben, allerdings ist er aus der FPÖ aus- und einer Sekte mit dem geheimnisvollen Kürzel KHG beigetreten. Frau Riess-Passer will nach eigener Aussage auch aus der Politik aussteigen, sitzt aber seltsamerweise seit Monaten noch immer in ihrem Büro im Bundeskanzleramt. Sie macht in etwa dasselbe wie früher, man merkt kaum einen Unterschied. Die Tage gehen dahin: Der Amtsdiener bringt die Zeitungen, der Chauffeur poliert den Dienstwagen, hie und da ist ein Dinner mit Frank angesagt. Von Zeit zu Zeit ein Plauscherl mit dem Kanzler und Ausfahrten zu diversen Sportevents (Volksnähe!). Nur die Telefonate mit Jörg dürften sehr viel seltener sein. Schön. Noch schöner, dass in der Krone noch kein Artikel erschienen ist, was da eigentlich für "unser Steuergeld" seit Monaten im Vizekanzleramt getan wird.

Denn da Riess-Passer auf jeden Fall aus der Politik ausscheiden will, müsste sie eigentlich nicht monatelang herumsitzen. (DER STANDARD, Printausgabe, 19.2.2003)