Wien - Die unter "Basel II" zusammengefassten neuen Eigenkapitalvorschriften für Banken könnten den Konjunkturzyklus stärker destabilisieren als die bisherige Regelung. Darauf macht das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) in seinem jüngsten Monatsbericht (Februar 2003) aufmerksam.

Nach Einschätzung des Wifo würde die bei Banken ohnehin ausgeprägte "Prozyklik" bei der Vergabe von Krediten durch die neuen Verfahren zur Risikobewertung "zusätzlich verstärkt und nicht gedämpft". Wie das Wifo dazu erklärt, berücksichtigten Banken die Konjunkturempfindlichkeit von zentralen Risikofaktoren nur selten. Eine Risikobeurteilung erfolge zudem erfahrungsgemäß nur kurzfristig (für ein Jahr und weniger).

Laut Wifo könnte das künftig eine tendenzielle Unterbewertung von Kreditrisiken im Aufschwung (bzw. eine Überbewertung im Abschwung) und damit eine gesamtwirtschaftlich unerwünschte Ausweitung (bzw. Kürzung) von Krediten nach sich ziehen. "Dies bekräftigt den Aufschwung, kann jedoch auch den Abschwung verschärfen", folgert das Wifo.

Die Tendenz zur "Prozyklik" im bankinternen Rating könne demnach für eine Volkswirtschaft, deren Unternehmen in hohem Maß von kostengünstigen Bankkrediten abhängig sind, zu einem "erheblichen Wettbewerbsnachteil" werden. Vor allem wenn zentrale Wirtschaftsbereiche (wie in Österreich der Tourismussektor, die Bauwirtschaft und die exportorientierte Industrie) außerordentlich kojunkturempfindlich seien, wie das Wifo anmerkt. (APA)