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Bereits mit zwölf Jahren nahm die frühbegabte Steirerin an der Musikhochschule Oberschützen Bratschenunterricht. Sie hatte das Talent zur Berufs-Musikerin, aber: „Ich hatte furchtbare Angst vor der Bühne – bei jedem Klassenabend überkam mich ganz schlimmes Lampenfieber und ich hatte beim Spielen dort oben das Gefühl, mich zu „verflüchtigen“.“ Was für sie unerträglich war, schien ihre Umgebung jedoch nicht ernst zu nehmen: „Die Lehrer beschäftigen sich nicht mit der Seele – kein einziger konnte mir weiterhelfen. Schließlich sagte ich mir: Okay, dann ist es als Beruf eben nicht Deines.“

Abbruch und Aufbruch

Als sie 19jährig dann die Aufnahmeprüfung für den Lehrgang für Musiktherapie an der Musikhochschule Wien schaffte, schien die Entscheidung klar: „Ich brach von einem Tag auf den anderen alle meine Zelte ab und ging.“ Die Zeit während ihrer Ausbildung in Wien hat sie in sehr guter Erinnerung: „Ich konnte nebenbei Konzerte ganz ohne Leistungsdruck spielen - das war sehr wichtig für mich.“ Und doch merkte sie mehr und mehr, dass ihr das intensive Studium der Viola fehlte, sodass sie nach ihrem Abschluss zur Musiktherapeutin schließlich allen Mut zusammen nahm und doch noch das Konzertfach-Diplom schaffte. „Ich stehe zwischen Künstlerin und Therapeutin – ich brauche beides“, weiß die 34jährige heute. „Für die Musiktherapie ist es sehr bereichernd, dass ich auch Musikerin bin, weil ich die Dinge von einer anderen Seite betrachten kann. Denn die Kunst hat auch Auseinandersetzung mit sich selbst zum Thema: Was dort klingt, klingt auch in mir.“

Singen als Therapie

In der Musiktherapie fasziniert die freischaffende Künstlerin besonders die Betreuung alter Menschen. In Wien und Stuttgart hat sie in Pflegeheimen gearbeitet, und vor allem viel mit den Patienten gesungen: „Das Lied ist für sie ein Tor zu ihrer Vergangenheit; alte Erinnerungen werden mit den Tönen wieder geweckt und sie erzählen dann viel von sich und ihrem Leben.“
Ein Gespräch mit alten Menschen, sagt Papst, sei ein wertvolles Geschenk: „Im Prinzip müsste ich für die vielen bereichernden Weisheiten und Schätze, die ich von dort mitnehme, noch etwas zahlen. Jeder sollte eigentlich hinlaufen und ihnen zuhören.“ In der Beschäftigung mit alten Menschen spanne sich für sie gleichzeitig auch wieder der Bogen zur Kunst: „In ihren Gesichtern ist ihre Biographie eingegraben und die Lebenskunst, die über allem steht. Oder mit den Worten Heinrich Heines gesagt: „Schöne junge Menschen sind Zufälle der Natur, aber schöne alte Menschen sind Kunstwerke“.

Isabella Lechner

Das ausführliche Interview mit Maria Papst finden Sie hier:
„Begeisterung ist der erste Schritt, um eigener 'Lokführer' zu werden“