Wien - Die Wiener Wirtschaftskammer hat den Widerstand gegen das geplante Roadpricing für Lkw aufgegeben - nicht aber das Warnen. Für die Wirtschaft - und somit auch für die Konsumenten - werde die Bemautung der hochrangigen Straßen "natürlich eine kostenmäßige Zusatzbelastung" bringen, erklärte Wiens Wirtschaftskammerpräsident Walter Nettig am Dienstagabend.

Ein Rechenbeispiel:

Derzeit sind für die Fahrt eines Schwerverkehrszuges von Wien nach Salzburg rund 100 Euro an Treibstoffkosten zu kalkulieren. Künftig kämen aber für diese Strecke noch einmal 150 Euro dazu. Beziehungsweise: Für einen Schwerverkehrszug, der im Jahr 80.000 Kilometer auf österreichischen Autobahnen unterwegs ist, müssten dann rund 21.000 Euro Straßenmaut zusätzlich kalkuliert werden. Dies werde allein für die Wiener Verkehrswirtschaft eine Mehrbelastung von jährlich 30 Millionen Euro bedeuten. "Von diesen Kosten wird auch der Endverbraucher einen Teil mittragen müssen", ist Nettig überzeugt. "Die Kalkulationen sind jetzt schon ausgesprochen knapp und hart." Im Gegenzug solle daher die Kfz-Steuer auf das EU-rechtliche Mindestniveau abgesenkt werden.

Keine fixen Mautstellen

Dass die Wirtschaftskammer nach langem Widerstand dem Roadpricing nun doch vorsichtig positiv gegenübersteht, liege an den Adaptionen des Systems. Etwa dass nun keine fixen Mautstellen, sondern ein "berührungsloses System" vorgesehen sei.

Er fordert aber auch, dass alle Einnahmen "ohne Wenn und Aber für Straßenerhaltung und Straßenneubau verwendet werden". In der Folge wird ein Lückenschlussprogramm für die Ostregion gefordert: Mit der S1, der Nordostumfahrung Wiens inklusive einer sechsten Donauquerung, A6, der Spange Kittsee als Verbindung der Ballungsräume Wien und Bratislava sowie der A5, der Nordautobahn. Schienenseitig fordert Nettig von der künftigen Bundesregierung die Errichtung einer Eisenbahnverbindung Wien-Wampersdorf-Eisenstadt-Sopron, der Verbindung Wien-Bratislava und des Zentralbahnhofes. (frei. DER STANDARD Printausgabe 13.2.2003)