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An der "mordida" ("Biss"), wie das Schmiergeld in Mexiko heißt, wird ein Exempel statuiert

Foto: REUTERS/Daniel Aguilar

Im Kampf gegen die Korruption und andere Verbrechen hat die Verwaltung von Mexiko-Stadt ein Bespitzelungssystem eingerichtet - beraten von New Yorks früherem Bürgermeister Rudolph Giuliani, dem Erfinder des "Null Toleranz"-Konzepts.

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Mexiko-Stadt - Ein ahnungsloser Autofahrer, der in der mexikanischen Hauptstadt sein Gefährt im Halteverbot abgestellt hatte, war zu Beginn dieser Woche das erste Opfer: Versteckte Kameras hatten aufgezeichnet, wie er mit einem Schmiergeld für die Polizisten den Abschleppwagen stoppen konnte. Eine gängige Praxis in Mexiko, doch was dann folgte, war neu: Er landete vor Gericht, die Polizeibeamten waren ihren Job los.

Rudolph Giuliani lässt grüßen. Seit kurzem berät der ehemalige Bürgermeister von New York, der mit seinem "Null Toleranz"-Konzept Verbrecher jagte, die Stadtverwaltung - auch kleinste Straftaten sollen nun unerbittlich verfolgt werden.

An der "mordida" ("Biss"), wie das Schmiergeld in Mexiko heißt, wird ein Exempel statuiert. 172 Überwachungskameras - relativ wenig für eine Stadt mit fast 20 Millionen Einwohnern - dokumentieren Bestechungsversuche. Im April sollen weitere 100 dazukommen.

Erpressung

Wer erwischt wird, muss mit einem saftigen Bußgeld und bis zu drei Jahren Haft rechnen. Den Polizisten, die zum Teil in organisierter Form Autofahrer erpressen und sich so ein Zubrot verdienen, drohen Strafprozess und unehrenhafte Entlassung.

Darüber hinaus sorgen seit einigen Wochen in dem besonders von Überfällen betroffenen Nobelviertel Polanco 30 verdeckt arbeitende Polizisten für Sicherheit. Verkleidet als Parkwächter, Straßenkehrer oder Schuhputzer sollen sie nicht nur Straßenräuber fangen, sondern auch unlautere Kollegen, die mit den Verbrechern gemeinsame Sache machen.

Nach dem Vorbild der New Yorker Nachbarschaftspolizei schufen die Behörden in Polanco außerdem ein Informantennetz. Anwohner haben so einen direkten Draht zur Polizei, um Straftaten anzuzeigen oder verdächtige Beobachtungen zu melden.

Bisher seien 14 Kriminelle festgenommen worden, sagte Polizeichef Marcelo Ebrard, darunter zwei Angehörige der Staatsanwaltschaft. Sie wurden ertappt, als sie ein Luxusauto stehlen wollten. (DER STANDARD, Printausgabe, 13.2.2003)