Renault Österreich-Chef Alain Schöneborn dirigiert künftig im Endeffekt auch Nissan: Die Importeure fusionieren in der Renault-Zentrale, nach außen agiert man aber getrennt.

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Wien - Die räumliche Aufteilung im luftigen, dreistöckigen Glas-Stahl-Zweckbau in der Laaer Berg-Straße 66, Wien 10., ist bereits fix: Hinten wird künftig Nissan Österreich residieren, in der Mitte die Group-Office-Bereiche, vorn Renault. Der Umzug von 55 Nissan-Mitarbeitern, derzeit noch im Tarbuk-Business-Park in Schwechat ansässig, werde ab Juni vonstatten gehen und "in hoffentlich drei, maximal vier Monaten" abgeschlossen sein, erläuterte Renault-Österreich-Generaldirektor Alain Schöneborn im Gespräch mit dem STANDARD.

Renault Österreich beschäftigt derzeit rund 180 Mitarbeiter (ohne Bank), es wird also eng. EDV, Administration und Einkauf (also "Group-Office") würden sofort vereinheitlicht und damit operativ sein, führte der seit Mai 2001 amtierende Renault-Chef weiter aus. "Da erhoffen wir uns entsprechende Synergien". Wie hoch die sein würden, könne man aber jetzt noch nicht sagen.

Nach außen strikt getrennt

Die Nissanianer werken bereits jetzt unter Renault-Vertrag, nach außen tritt man aber weiter strikt getrennt auf. Das heißt: Obwohl Renault Österreich die heimische Vertriebstochter von Nissan Europe gekauft hat, leisten sich beide Marken weiter eigene Geschäftsführer. Sollten Renault- oder Nissan-Händler auch Autos der Schwestermarke (Renault hält 44 Prozent an Nissan, Nissan wiederum 15 Prozent an Renault) vertreiben wollen, müsse das ebenfalls über getrennte Ausstellungsräume erfolgen, erklärte Schöneborn.

Juristen streiten

Das Stichdatum Juni für die räumliche Fusionierung erklärt sich auch aus dem Umstand, dass dann Nissans EDV-Vertrag mit Tarbuk endet. "Stimmt nicht ganz", relativierte Tarbuk-Vorstandsvorsitzender Norbert Frömmer auf Anfrage des STANDARD. "Interpretationssache. Die Juristen streiten, ob der Vertrag Ende Juni oder Ende Dezember 2003 ausläuft." Wobei: "Mir ist es relativ wurscht."

Das sei übrigens nicht der einzige Vertrag zwischen Nissan und Tarbuk (Tarbuk war lange Importeur der Japan-Marke, die seit 1. 1. 2002 als Tochter von Nissan Europe firmierte; Anm.). Der Mietvertrag sei "nicht teilweise kündbar". Hintergrund: Das Nissan-Lager bleibt - zunächst - weiterhin in Schwechat, lediglich die Büros werden geräumt. So, wie es aussieht, zahlt Nissan für beide Flächen weiter. Der Mietvertrag sei zwar "rasch kündbar", bis dato aber nicht aufgelöst worden. Tatsächlich bleiben die Teile-Lager von Renault und Nissan zunächst getrennt. Schöneborn sieht den Zeithorizont für die Zusammenlegung bei 2005. Dann erst sei die Hochzeit vollständig vollzogen.

Das Autohandelshaus Tarbuk wiederum, das einst mit dem Import von Nissan, Saab und Jaguar reüssierte, rutschte zuletzt tief in die roten Zahlen. Nun sieht man sich um einen finanzkräftigen Partner um. Im Sommer solle die Partnersuche abgeschlossen sein, sagte Frömmer. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, Printausgabe 12.2.2003)