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Noch nie war der Vatikan derart bemüht, einen Krieg zu verhindern, wie in diesen Tagen. Am Montag ist überraschend der "Krisen-Kardinal" des Heiligen Stuhls, der baskische Sonderbotschafter Kardinal Roger Etchegaray, nach Bagdad aufgebrochen. Er wird Saddam Hussein in einer Botschaft des Papstes zu "wichtigen Schritten für den Frieden" aufrufen, Saddam werde zur internationalen Zusammenarbeit gedrängt, wie Vatikansprecher Joaquin Navarro Valls erklärte. Kommenden Freitag wird dann der stellvertretende irakische Ministerpräsident Tarik Aziz im Vatikan erwartet; am 18. Februar trifft Papst Johannes Paul II. mit UNO-Generalsekretär Kofi Annan zu Gesprächen über die Irakkrise zusammen.

Die Kirchenführung hat jüngst in ungewöhnlich scharfer Form auf die amerikanischen Kriegsdrohungen reagiert. Die von US-Außenminister Colin Powell dem UN-Sicherheitsrat vorgelegten "Beweise" etwa hatte Kardinal Renato Martino als Vorsitzender des Päpstlichen Rates für Frieden und Gerechtigkeit als "wenig hilfreich" bezeichnet; weder sei ein klarer Beweis vorgelegt worden, dass der Irak "hinter dem internationalem Terrorismus steht noch dass er Massenvernichtungswaffen besitzt". Auf die Beschwichtigung der USA, dass nur ein kurzer Waffengang bevorstehe, antwortete Martino mit der Frage, warum dann die US-Truppen 100.000 Leichensäcke und 6000 Särge auf die sizilianische US-Basis Sigonella gebracht hätten.

Nicht verbindlich

Die strikt ablehnende Haltung von Papst Johannes Paul II. ist nach Meinung des spani- schen Verteidigungsministers Federico Trillo-Figueroa Martinez-Conde für Gläubige nicht verbindlich. Er selbst habe als Katholik und Mitglied des Opus Dei kein Problem damit, bezüglich des Irakkonflikts eine andere Meinung als die Bischöfe einzunehmen, so Trillo-Figueroa. Der Papst habe aber das Recht auf eine Meinungsäußerung. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.2.2003)