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Nicht alle in der ÖVP haben eine schwarz-grüne Optik

montage: derStandard.at (foto: reuters)

Wien - Die Schar der ÖVP-Fans einer großen Koalition schmolz in den letzten zwei Wochen schneller als Schnee in der Februarsonne.

Zählt man Thomas Klestil als einstigen ÖVP-Kandidaten zu den Schwarzen - wogegen sich allerdings beide Seiten wehren würden -, so sitzt in der Hofburg der vehementeste Verfechter von Schwarz-Rot.

Nicht besonders glücklich über eine schwarz-grüne Regierung wären auch große Teile der Wirtschaft, die neue (Öko-)Steuerbelastungen fürchten. Kammerchef Christoph Leitl sieht große Reformen - etwa im Verwaltungsbereich - gefährdet, die einer Zweidrittelmehrheit im Nationalrat bedürfen. Doch im Präsidium des ÖVP-Wirtschaftsbundes ist die Stimmung von Schwarz-Rot bereits in Richtung Schwarz-Grün gekippt.

Relativ unverhohlen für eine große Koalition spricht sich nach wie vor Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer aus. Doch im Gegensatz zu manchen anderen schwarzen Landeshauptleuten stand er stets loyal zu Entscheidungen der Bundespartei. Immerhin ist er von den Grünen bereits "positiv überrascht" und räumt ein, dass er sich eines Besseren belehren lasse, sollte sich Alfred Gusenbauer in seiner eigenen Partei nicht durchsetzen können.

Pröll zeigt sich desillusioniert

Desillusioniert von der SPÖ zeigt sich bereits Erwin Pröll, bis vor kurzem erklärter Befürworter von Schwarz-Rot. Für den niederösterreichischen Landeshauptmann hat das schwarz-grüne Projekt "Fantasie", obwohl er sich ansonsten immer gern im Schulterschluss mit dem Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SP) zeigt.

Eher kryptische Meldungen kamen vom Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Lorenz Fritz. Er sieht große Hürden zwischen Schwarz und Grün, hält Schwarz-Blau für nicht unwahrscheinlich und kritisierte zuletzt sogar die ÖVP. So vermisst Fritz in der Kanzlerpartei Verständnis für Strukturreformen.

Im ÖVP-Verhandlungsteam hingegen überwiegt derzeit die Sympathie für Grün. Dass eine derartige Koalition auch innerparteiliche "Brösel" auslösen könnte, wirkt nicht abschreckend. "Na und", sagt ein Verhandler zum STANDARD. "Bei Schwarz-Blau haben damals noch viel mehr Gift und Galle gespuckt." (DER STANDARD, Printausgabe, 11.2.2003, mon)