Auch die chinesische Filmszene ist zu Gast beim IFFF Dortmund|Köln: Im Länderschwerpunkt China wird ein Überblick über das Filmschaffen von Filmemacherinnen aus der aufstrebenden Supermacht gegeben. Li Yu, die Regisseurin und Autorin des Films Lost in Beijing, ist überdies Mitglied in der Jury.
Plakat des IFFF 2008

Beim Internationalen Frauenfilmfestival in Köln geben rund 95 Filme aus 30 Ländern, darunter internationale Neuentdeckungen, Spielfilm-Debüts und aktuelle Lesben- und Transgenderfilme, bis Sonntag einen Überblick über das Filmschaffen von Frauen weltweit.

Quer Blick

Der "Quer Blick" zählt zu den Traditionssektionen des Kölner Festivals und zeigt in diesem Jahr 22 Filme aus 10 Nationen mit einem Themenspektrum wie es vielfältiger nicht sein kann. So ist zum Beispiel Jamie Babbits (But I’m a Cheerleader) Spielfilm Itty Bitty Titty Committee eine Hommage an die Riot Grrrl Bewegung, eine herzerfrischende Geschichte von einer unpolitischen, kleinbusigen Frau, die auszieht Radikalfeminismus zu lernen und dabei auch noch Liebe findet. Wie sagte die Kritikerin Ruby Rich so schön: "Für alle, die am Zustand der Welt oder des Kinos verzweifeln, hat dieser Haufen revoltierender Lesben eine Megadosis Hoffnung parat."

Tick Tock Lullaby von Lisa Gornick ist eine Komödie über die Unmöglichkeit als Lesbe zufällig schwanger zu werden, das Für und Wider von Elternschaft und die Macht der Imagination. Jamie Babbitt und Lisa Gornick werden ihre Filme in Köln präsentieren.

Jugendliche ProtagonistInnen

Auch der Dokumentarfilm ist in Köln wieder stark vertreten. Auffallend häufig stellen die Filmemacherinnen Kinder und Jugendliche ins Zentrum ihrer Betrachtungen. Sie widmen sich der Verortung ihrer ProtagonistInnen innerhalb gesellschaftlicher, oftmals rigide festgelegter Strukturen. Ein Jugendgefängnis im russischen Ural mit seinen Ritualen der Umerziehung ohne große Erfolgschancen in Allein in vier Wänden von Alexandra Westmeier, der beim Festival in Sundance zu sehen war; eine Psychiatrie in Rumänien mit ihren unüberwindbaren Innenhofmauern in Adina Pintilies preisgekröntem Dokumentarfilm Don’t Get Me Wrong (Goldene Taube 2007, Dokfestival Leipzig) oder die Kultivierung feudaler Strukturen im modernen Indien in Lakshmi & Me von Nishtha Jain.

Unangepasste Highlights

Ein Film wie geschaffen für ein Frauenfilmfestival ist Vogliamo anche le rose: Jung und unangepasst sind die Protagonistinnen und ebenso frisch und widerständig ist Alina Marazzis dokumentarische Arbeit über die Emanzipation im Italien der 60er bis 70er Jahre.

Als Auftakt einer langen Filmnacht mit unterhaltsamen Kurzfilmen am Festivalsamstag zeigt der lange Spielfilm UPA! Una pelicula argentina argentinisches Kino, wie man es bisher noch nicht kannte: eine fulminante Dogma-Satire über das Filmemachen, fehlendes Geld, unzuverlässige HelferInnen und einen zugekoksten, übergeschnappten Regisseur.

Experimentelles

Die Reihe PANORAMA widmet sich unter anderem den experimentellen Formen und präsentiert die neuesten Arbeiten bekannter Avantgarde-Künstlerinnen. In Part Time Heroes von Mara Mattuschka und Chris Haring nutzen vier ProtagonistInnen Tanz, Sprechgesang und antiquierte Kommunikationsgeräte zur Inszenierung ihres Egos. In der Tradition des klassischen Experimentalfilms steht dagegen Light·Work·Mood·Disorder von Jennifer Reeves. Das Gefangensein im eigenen Seelenzustand verkörpert Phantom Love. Mit diesem experimentellen Spielfilm meldet sich US-Undergroundstar und diesjähriges Jury-Mitglied des internationalen Debüt-Spielfilmwettbewerbs Nina Menkes nach längerer Zeit zurück. In präzisen schwarz-weiß Bildern schildert Regisseurin und Kamerafrau Menkes das Leben einer Frau: surreal und symbolhaft.

Die Preisverleihung findet am 27. April um 19.30 Uhr im Filmforum NRW im Museum Ludwig statt. (red)