Jerusalem - Bei seinem ersten Treffen mit einem ranghohen palästinensischen Vertreter seit einem Jahr hat der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon einen mehrstufigen Waffenstillstandsplan angeboten. Wie Sharons Bürochef Dov Weissglas am Samstag mitteilte, fand das Gespräch mit dem palästinensischen Unterhändler Ahmed Kureia bereits am Mittwoch statt. Am Sonntag starben drei Palästinenser, als ihr mit Sprengstoff beladenes Auto explodierte.

Sharons Gesprächspartner Kureia war schon Chefunterhändler bei früheren Friedensgesprächen. Er gilt als Vertrauter und möglicher Nachfolger Arafats und unterhält enge Beziehungen zur israelischen Führung. Die israelisch-palästinensischen Gespräche sollten am Montag mit einem Treffen von Weissglass mit dem palästinensischen Innenminister Hani el Hassan in der Residenz von US-Botschafter Dan Kurtzer fortgesetzt, verlautete aus palästinensischen Kreisen.

Die israelische Tageszeitung "Yediot Ahronot" berichtete unter Berufung auf Regierungskreise, Sharon und US-Präsident George W. Bush hätten sich geeinigt, nach dem Ende der Irak-Krise Arafat abzusetzen, sollte er die Macht nicht an einen Ministerpräsidenten abgeben. Sharons Bürochef Weissglass sagte, Israel strebe keine Ausweisung Arafats an. Man sei bereit, eine symbolische Rolle Arafats in der palästinensischen Hierarchie "als Anerkennung seines historischen Beitrags" zu akzeptieren.

Zum bereits in ähnlicher Form mehrmals vorgeschlagenen Waffenstillstand sagte Weissglass im israelischen Rundfunk, israelische Truppen würden sich aus besetzten Gebieten zurückziehen, wenn von dort keine Anschläge mehr ausgingen. Aus Bethlehem hatten sich die israelischen Streitkräfte nach diesem Muster schon einmal zurückgezogen, die Stadt aber nach einem Selbstmordanschlag am 21. November wieder besetzt. Der Attentäter, der elf Menschen in den Tod riss, war aus Bethlehem gekommen. Israel hat bis auf Jericho alle palästinensischen Städte im Westjordanland wieder besetzt und damit praktisch die den Palästinensern nach den Friedensabkommen von 1994 und 1995 gewährte Autonomie wieder beendet. Auch Teile des Gaza-Streifens wurden wieder besetzt.

Arafat begrüßte am Samstag die Wiederaufnahme von Kontakten zwischen Palästinensern und Israelis auf ranghoher Ebene. Die palästinensische Führung habe entschieden, die Gespräche mit den Israelis fortzusetzen, sagte Arafat in seinem Hauptquartier in Ramallah. Der palästinensische Kabinettsminister Saeb Erekat spielte die Gespräche dagegen herunter. Es habe sich lediglich um einen Gedankenaustausch gehandelt, bei dem jeder seine Visionen haben könnte. (APA/AP)