Willingen - Das letzte Weltcup-Skispringen vor den Nordischen Weltmeisterschaften im Val di Fiemme verkam am Sonntag in Willingen zur Farce. Eine Windlotterie sondergleichen machte nur die Durchführung eines Durchgangs möglich und so kam es auch zu einem nicht dem Leistungsverhältnis entsprechenden Ergebnis. Die Japaner, in bisher 22 Saisonbewerben mit nur einem dritten Platz in Hakuba gesegnet, feierten durch Noriaki Kasai und Hideharu Miyahira einen Doppelsieg. Samstag-Sieger Sven Hannawald und der drittplatzierte vom ersten Tag, Florian Liegl, landeten kurioserweise ex aequo auf Rang 36.

Widhölzl profitierte

Lediglich Andreas Widhölzl, der am Samstag Rang zwei belegt hatte, überstand auch den Sonntag dank besserer Windbedingungen. Mit Rang sechs schob sich der Tiroler in der Weltcup-Gesamtwertung sogar bis auf elf Zähler an Leader Hannawald heran. Für die ÖSV-Adler riss wegen der irregulären äußeren Umstände leider auch eine hervorragende Serie: Nach 20 Bewerben en suite mit zumindest einem Athleten auf dem Stockerl (27 Podestplätze, davon sieben Siege, 14 zweite und sechs dritte Ränge). Andreas Kofler, der in der Grünphase zu lange auf die Anweisung von Cheftrainer Hannu Lepistö gewartet hatte, wurde disqualifiziert und verließ den Sprungturm unter Tränen im Aufzug.

Kofler disqualifiziert

"Nach der Grünphase ist der Rückenwind stärker geworden. Es war richtig, dass er nicht gesprungen ist", verteidigte Lepistö diese Vorgangsweise. Seit Kurzem verfügen ja auch die Trainer über einen Monitor mit Windstärken-Einblendungen. Ein sofortiger Protest ("auch alle anderen Trainer haben die schlechten Werte gesehen") blieb aber ungehört.

Bewerb für WM-Nominierung unerheblich

Für die WM-Nominierung spielte der Sonntag-Bewerb keine Rolle mehr. "Das war für die Bewertung nicht brauchbar. Aber wir haben von vorne herein ausgemacht, dass wir bei Windeinfluss den Sonntag nicht mehr werten", meinte Toni Innauer, der sich auf sein gewünschtes WM-Team nicht festlegen wollte. Man werde die Nominierung noch am Sonntagabend nach St. Moritz schicken, das Präsidium wird danach die Beschickung festlegen. Die Entscheidung, wer der sechste Mann ist, wird auf Grund der Saisonergebnisse wohl zwischen Routinier Andreas Goldberger und Youngster Kofler fallen. Die Leistungen des erst 16-jährigen Thomas Morgenstern auch bei der Junioren-WM werden sicher berücksichtigt werden.

Hannawald Titel-Favorit

Hannawald fährt trotz der Sonntag-Pleite als Favorit zu den Titelkämpfen nach Predazzo. "Ich will keine Kritik üben, aber das war wirklich blöd. Der Wind war gar nicht zu berechnen", meinte selbst Hannawald. Die Zuschauermassen in Willingen mussten sich mit einigen Autogrammen ihres Lieblings begnügen. Vor allem für den Teambewerb bei den Weltmeisterschaften musste sich DSV-Cheftrainer Reinhard Heß aber Sorgen machen. "Die größten Sorgen macht mir Martin Schmitt. Wir brauchen ihn dringend. Ich hoffe, dass wir ihn bis zur WM noch auf das Gleis bekommen", meinte Heß gegenüber der dpa. Der vierfache Weltmeister landete nach Rang 22 bei regulären Bedingungen am Samstag am Tag darauf nur auf Platz 45. (APA)

Resultat

 1. Noriaki Kasai      (JPN)  167,1 (147,0 m)
 2. Hideharu Miyahira  (JPN)  161,7 (144,0)
 3. Robert Kranjec     (SLO)  157,6 (142,0)
 4. Matti Hautamäki    (FIN)  154,8 (141,0)
 5. Lars Bystöl        (NOR)  153,9 (140,5)
 6. Andreas Widhölzl   (AUT)  147,3 (136,0)
 7. Primoz Peterka     (SLO)  143,1 (134,5)
 8. Roberto Cecon      (ITA)  136,8 (131,0)
 9. Takano Teppei      (JPN)  132,5 (130,0)
10. Henning Stensrud   (NOR)  130,2 (129,0)

Gesamtweltcup (22):

 1. Sven Hannawald (GER)               1.001
 2. Andreas Widhölzl (AUT)               990
 3. Janne Ahonen (FIN)                   964
 4. Adam Malysz (POL)                    927
 5. Florian Liegl (AUT)                  816
 6. Primoz Peterka (SLO)                 778
 7. Martin Höllwarth (AUT)               733
 8. Sigurd Pettersen (NOR)               711
 9. Roar Ljökelsöy (NOR)                 629
10. Andreas Goldberger (AUT)             556