Graz - Der Grazer Schlossberg ist an sich tabu. Was Wolfgang Lorenz, den Intendanten der Kulturhauptstadt, ganz besonders reizt. Zusammen mit den Geschäftsführern Manfred Gaulhofer und Eberhard Schrempf beschloss er, ein Zeichen gegen die Pläne von George W. Bush zu setzen. Und so hängt nun an der Mauer des Herbersteingartens ein illegal montiertes, aber toleriertes Spruchband: "Krieg ist Unkultur. Stoppt Mars."

Direkt dahinter erhebt sich der düstere Schatten des Uhrturms. Selbst eine temporäre Genehmigung für die Kopie war nur äußerst schwer zu erhalten. Weil der Schlossberg eben tabu ist. Dies führen auch die Gegner ins Treffen. Viele plädieren aber, das Objekt von Markus Wilfling über 2003 hinaus stehen zu lassen.

Schrempf sieht allerdings keine Chancen, weil der Schatten bereits an das Einkaufszentrum Seiersberg verkauft wurde. Ihn auszulösen (wie einst den Uhrturm, der auf Wunsch von Napoleon zusammen mit der Burg geschliffen werden sollte) dürfte daher nicht möglich sein.

Die Auswirkungen von Graz 2003 übertreffen unterdessen die kühnsten Erwartungen. Die Inge-Morath-Ausstellung wird regelrecht gestürmt, alle Vorstellungen von Butterfly Blues sind ausverkauft, im Sommer soll Henning Mankells Stück wieder aufgenommen werden. Und auch die Geschäftsleute bringen sich ein. Coiffeur Raymond Tesselaar zum Beispiel kreierte eine Frisur in den Graz-2003-Farben. Erhältlich um rund hundert Euro.
(DER STANDARD, Printausgabe, 7.2.2003)