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Foto: APA/Eggenberger Gert

Auf der Suche nach attraktiven Quereinsteigern greifen die Parteichefs auf das Personalangebot der Faschingsgilden zurück, die mit solchen Seitenwechslern keinerlei Probleme mehr haben.

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Klagenfurt - Im Wettlauf der Parteien auf der Suche nach prominenten Gesichtern, die (Unterhaltungs-)Programm genug sind, hat man in Kärnten nun einen weiteren Meilenstein gesetzt. So vertauschen etwa in Villach und Klagenfurt Narren und Närrinnen österreichweit bekannter Gilden die Faschingsbühne mit jener der Politik. In Feldkirchen probiert der amtierende Bürgermeister Walter Puff (FPÖ) den umgekehrten Weg und will seine Wähler als Büttensänger überzeugen.

Dabei galt bisher bei den Faschingsgilden ein ehernes Gesetz: Politiker waren lediglich als Stofflieferanten gefragt. Keineswegs aber durfte ein Narr aktiver Politiker sein.

Lustige VP-"Arabella"

Tanja Karl, VP-Gemeinderatskandidatin und weiblicher Star des Villacher Faschings, darf dennoch heuer mit ihrer Arabella-Kiesbauer-Parodie das Publikum in Entzücken versetzen (und die Popularität ihrer Partei steigern). Sogar der ORF wird sie bei der Übertragung des Villacher Faschings präsentieren.

In Klagenfurt wiederum streben die beiden Stadtrichter Mario Kuttnig (ÖVP) und der Kabarettist Rolf Holub (Grüne) auf die Bretter der Stadtpolitik: kein Problem mehr für die Gilden. Man wolle zum gesellschaftlichen Leben etwas beitragen, ob als Politiker oder Narr, sei jedem selbst überlassen, heißt es jetzt bei den Klagenfurter Stadtrichtern. Zumal, wie Villachs Gildenkanzler Gernot Partl betont, zum Zeitpunkt der Wahl der Fasching ohnehin vorbei sein werde.

1997 kandidierte übrigens der selbsternannte Faschingsgeneralintendant Reinhard Eberhard ums Klagenfurter Bürgermeisteramt. Er erhielt gerade einmal 0,9 Prozent. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 8./9.2.2003)