Foto: Frauennetzwerk Medien

Wien - Das rosa "Handtaschl", Spezialpreis des unabhängigen Frauennetzwerk Medien, geht in diesem Jahr neue Wege: Bisher jährlich an eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens überreicht, die durch herabwürdigende, diskriminierende oder klischeehafte Äußerungen über Frauen in der medialen Berichterstattung auf sich aufmerksam machte, soll die Negativ-Auszeichnung diesmal das Augenmerk auf ein "proto-typisches Beispiel für besondere Ignoranz in der Sprache" richten, wie es in der Aussendung vom Freitag heißt.

Die Begründung für die Wahl lautet folgendermaßen: "So sachlich kann eine Auseinandersetzung zwischen Frauen gar nicht sein, dass sie, auch in der medialen Darstellung, nicht zum 'Krieg' unter hysterischen Ziegen wird. Selbst wenn eine Meinungsverschiedenheit 'emotional" geführt wird: Wie wird Ähnliches zwischen Männern beschrieben? 'Harte Verhandlungen' gibt es da, einen 'Machtkampf'."

Weiblicher Zickenkrieg - Männlicher Machtkampf

Ob "Zickenkrieg bei Dancing Stars" oder "politischer Zickenkrieg zwischen Ministerinnen" (BZÖ), der "ebenso martialische wie dümmliche Begriff" war 2007 "einer der Renner im heimischen Blätterwald", so die Interessensvertretung. Laut einer Auflistung der Austrian Press Agency (APA) kam der "Zickenkrieg", der sich bei der Wahl zum Unwort des Jahres vom "Komasaufen" geschlagen geben musste, allein in den wesentlichen Printmedien Österreichs über 120 Mal vor. Die Nennungen bezogen sich dabei vornehmlich auf Frauen.

Im Duden steht als Synonym für die "Zicke": (ugs. abwertend) (bes. in Bezug auf Frauen); steht für: "überspannt, launisch, eigensinnig, prüde u. verklemmt". Dabei sei Zicke, laut Duden, ursprünglich geschlechtsneutral: Die Zi|cke = junge Ziege, (junger) Bock.

"Unser Werkzeug ernst nehmen"

Karin Strobl, Vorsitzende des Frauennetzwerks Medien, betonte im Rahmen der Verleihung, dass man mit einer solchen Auszeichnung nicht die Welt verändern könne: "Es geht uns aber darum, aufmerksam zu machen, und diesmal nehmen wir JournalistInnen uns selbst bei der Nase, unser Werkzeug, die Sprache, ernst zu nehmen und differenziert zu gebrauchen".

Bisherige Handtaschl-Preisträger waren u.a. Wolfgang Ambros ("menopausengeschüttelte Frustbuchteln"), oder ORF-Chefredakteur A.D. Werner Mück mit der Aussage, der Körper einer anerkannten Redakteurin sei eine "Beleidigung für die Zuseher".

Frauennetzwerk

Das Frauennetzwerk Medien besteht seit 1999 als Forum für persönliche Kontakte und Informationen für Frauen, die in und mit Medien arbeiten. Der parteiunabhängige Verein mit über 250 Mitgliedern organisiert neben dem "Handtaschl", u.a. den Journalistinnen-Preis "Spitze Feder" sowie die Expertinnendatenbank, führt Mentoringprogramme durch, lädt zum "karriere.TALK" und betreibt eine eigene Jobbörse. (red)