Top-Studentinnen und ihre männlichen Kommilitonen sind sich uneins, was die Attraktivität eines Arbeitgebers ausmacht. Während Frauen vor allem Unternehmen bevorzugen, die ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und die Identifikation mit den künftigen Kolleginnen und Kollegen als eines der wichtigsten Kriterien bei der Jobwahl ansehen, motiviert den Mann eher die pure Begeisterung für das Produkt.

Auch die Risikofreude von Talenten bei Bewerbungen könnte unterschiedlicher kaum sein. Männer kontaktieren häufig Unternehmen, bei denen sie sich nur geringe Chancen auf einen Arbeitsplatz ausrechnen. Frauen bewerben sich dagegen nur, wenn sie glauben, ihr Ziel auch erreichen zu können. Allerdings herrscht in einigen Punkten auch Einigkeit: Spaß an der Arbeit ist die Grundvoraussetzung für die Bewerbung, eine ausgewogene Work-Life-Balance und Gehaltssteigerungen sind eher ohne Bedeutung.

Dies sind die zentralen Ergebnisse einer Umfrage "Most Wanted - die Arbeitgeber-Studie" der Unternehmensberatung McKinsey & Company und des Karrierenetzwerks e-fellows.net. Befragt wurden mehr als 3000 junge Stipendiaten und Stipendiatinnen aller Fachrichtungen zu ihren Berufswünschen sowie den Kriterien für die Arbeitgeberwahl.

Die akademische Karriere verliert bei High Potentials an Attraktivität. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Befragten, die eine universitäre Laufbahn planen, um 2,5 Prozentpunkte. Der Grund dafür liegt laut Christoph Glatzel vom Kölner Büro von McKinsey darin, dass High Potentials die Wissenschaft bereits aus dem Studium kennen.

Dafür legten Unternehmensberatungen mit 1,7 Prozentpunkten leicht zu und rangieren in der Liste der meistgesuchten Arbeitgeber auf Platz zwei. Platz drei erreicht die Automobilindustrie. Handel und Versicherungen haben es dagegen schwer. Sie landen nur im Hinterfeld.

Große Unterschiede belegt die Auswertung nach Fachrichtungen: Rund ein Drittel der befragten NaturwissenschafterInnen streben nach dem Diplom zunächst eine universitäre Laufbahn an. Von den Studierenden der Medizin und Geisteswissenschaften sind es noch rund 25 Prozent, die ihre Zukunft der Wissenschaft widmen wollen. Bei den Studierenden der Ingenieurs-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften entscheidet sich dagegen nur noch jeder Zehnte für eine akademische Karriere.

Weitere Erkenntnisse aus der Untersuchung: Erstklassige AkademikerInnen werden durch Produkte des Unternehmens besonders auf potenzielle Arbeitgeber aufmerksam. Darüber hinaus spielen die Empfehlungen von Familie oder Bekannten eine große Rolle bei der Wahl des Arbeitgebers.

Eine zunehmende Bedeutung gewinnen Karriereportale im Internet, die das Interesse von High Potentials für einen möglichen Arbeitgeber wecken. Junge Talente nutzen die Online-Angebote als Informationsbörse. (red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5. März 2008)