Foto: STANDARD/Matthias Cremer

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Foto: STANDARD/Matthias Cremer

Wien - Fix, betont Bernd Schlacher, sei noch gar nix. Aber was heißt das in Wien schon? Genau: Nichts. Schließlich pfeifen es nicht nur die Spatzen von den Dächern, sondern auch die Stammgäste in den abgenutzten Fauteuils des alterwührdigen Kaffeehauses lesen es vom Boden ihrer Tassen: Das "Café Museum" bekommt einen neuen Betreiber, wird über den Sommer zusperren und im Herbst in neuer Schönheit eröffnen.

In solchen Fragen kennen die Wiener keinen Spaß. Im Gegenteil: Erfahrungen mit verschnöselten Schicki-Kneipen, verstarbuckten Coffee-to-Go-Shops und zu dunklen Wettlokalen lassen sie skeptisch bis hysterisch reagieren, sobald in einem Wiener Kaffeehaus ein Türstock neu gestrichen wird.

Überhaupt wenn der ausführende Gastronom Bernd Schlacher. Nicht, dass Schlacher als Lokalverhunzer verschrien wäre. Er trägt nur das Etikett "Szenewirt": Neben dem Wohnzimmer der jüngeren Seitenblicke-Statisterie, dem "Motto", betreibt Schlacher auch die nicht gerade als Prolohütte verrufene "Halle" im Museumsquartier. Kein Wunder also, dass Ängste und Befürchtungen Hochkonjunktur haben.

Zu Unrecht, betont Schlacher: "Das ist ein Café für die Gäste, nicht für mich oder die Architekten." Das Publikum bestünde hier aus Studenten, Künstlern und "klassischen Caféhausgehern." Und sogar denen sei klar, dass an der Ecke Operngasse/Karlsplatz etwas geschehen müsse: "Die Küche ist seit 40 Jahren nicht renoviert worden, die Möbel sind am Ende." Reparabel sei das alles schon lange nicht mehr - und das Publikum erwarte heute "mehr als Toast und Würstel".

Keine Schicki-Kneipe

Rückendeckung erhält Schlacher von einem in Sachen "Kaffeehausverhunzung" Unverdächtigen: Max Platzer, Fachgruppenvorsteher der Wiener Kaffeesieder kämpft seit Jahren an vorderster Front zur Rettung historischer öffentlicher Wohnzimmer: "Von der Loos-Einrichtung ist nichts mehr da." Gespräche mit Schlacher und dem Lokalbesitzer - einem bekannten Kinderchirurgen - würden ihn aber optimistisch stimmen, dass "das Kaffeehausgefühl erhalten bleibt".

Auch seine Architekten würden garantieren, dass sich im neuen Café Museum im Herbst auch die alten Gäste gerne niederlassen, erklärt Schlacher: Gregor Eichinger und Christian Knechtl sollen "ein modernes Café - keinen Guess Club und kein Blaustern" machen.

Erste Entwürfe, erklärt Christian Knechtl, werde man erst in etwa 14 Tagen vorlegen. Fix sei aber, dass "die Ursprungsidee von Adolf Loos, nämlich einen internationalen Ort mit Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen", beibehalten bleiben soll. Das sei, so der Architekt, "eine vehemente, anspruchsvolle Vorgabe". Auf Gemotze ist er - es ist ja Wien - aber vorbereitet.

Bloß: Was sagt das schon? Als Adolf Loos das "Museum" bewusst als Kontrast zu den plüschig-kitschigen Ringstraßencafés entwarf, wurde er schließlich auch von der Kritik in der Luft zerrissen. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD, Printausgabe, 5.2.2003)