Moskau - Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine schärfere UN-Resolution zur Rückendeckung für die Waffeninspektoren im Irak ins Gespräch gebracht. Die Bedürfnisse der Kontrollore hätten eine "Schlüsselbedeutung", sagte er am Montag nach einem Treffen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi bei Moskau. "Sie (die Kontrollore) geben uns Bescheid, wir formulieren diese Forderungen an den Irak", erklärte Putin. Berlusconi sagte, die Weltgemeinschaft habe vom Irak noch keine Auskunft über den Verbleib von 6500 Giftgasgeschossen und zu möglichen Verbindungen mit Terrorgruppen erhalten. "Wenn es darauf keine Antwort gibt, ist der Einsatz von Gewalt fast unausweichlich", sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax.

Zu Beginn einer entscheidenden Woche im Irak-Konflikt wächst der Druck auf die Verbündeten der USA, einem militärischen Vorgehen zuzustimmen. Der britische Premier Tony Blair sei zuversichtlich, Frankreichs Präsident Jacques Chirac bei einem Treffen am Dienstag auf die US-britische Linie einzuschwören, berichteten britische Zeitungen am Montag. Allen westlichen Regierungen lägen Informationen über irakische Massenvernichtungswaffen vor, bekräftigte der spanische Regierungschef Jose Maria Aznar. US-Außenminister Colin Powell kündigte an, dem UN-Sicherheitsrat am Mittwoch "überzeugende Argumente" gegen den Irak vorzulegen.

Paris wolle weder eine dauerhafte Konfrontation mit US-Präsident George W. Bush noch eine künftige irakische Regierung verprellen, zitierte der "Guardian" britische Regierungsvertreter. Chirac wisse, dass er "schon zu weit gegangen ist", zitierte die "Times" einen Vertreter aus der Downing Street. Frankreichs Premierminister Jean-Pierre Raffarin betonte in der indischen Zeitung "The Hindu", Paris werde die Argumente der USA abwägen und eine eigene Entscheidung treffen. Im russischen Dawidowo warb Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi bei Präsident Putin für einen harten Kurs gegenüber dem Irak.

Die Führung in Bagdad drohte den USA am Montag für den Fall eines Angriffs massive Verluste an. Der irakische Parlamentspräsident Saadun Hammadi sagte beim Besuch von Abgeordneten des Europaparlaments in Bagdad mit Blick auf einen möglichen Angriff der USA, sein Land werde sich zur Wehr setzen. "Die Aggression wird für die Amerikaner in einer Katastrophe enden. Sie werden Verluste jenseits ihrer Vorstellungskraft erleiden." In Erwartung einer groß angelegten Invasion wurden zwei amerikanische Schulen in Kuwait für sechs Wochen geschlossen. Die britische Regierung will nach eigenen Angaben ihre Luftstreitkräfte in der Golfregion weiter verstärken.

Trotz bestehender Differenzen will die Europäische Union nach Angaben von EU-Außenkommissar Chris Patten in der Irak-Krise mit dem Iran zusammenarbeiten. Zwar gebe es Probleme bei den unterschiedlichen Ansichten zum Nahost-Konflikt. Man versuche jedoch, diese im Gespräch beizulegen, sagte Patten am Montag zum Auftakt eines dreitägigen Besuchs in Teheran. Der Iran weigert sich, den Staat Israel anzuerkennen. Für die EU ist das aber die wichtigste Voraussetzung für eine engere politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Islamischen Republik. Irans Außenminister Kamal Kharrazi sagte, dass sein Land Gespräche mit der EU zur Irak-Frage begrüße, da beide eine friedliche Lösung im Rahmen der Vereinten Nationen anstrebten. Vorbedingungen für Gespräche mit der EU werde seine Regierung jedoch nicht akzeptieren, betonte er. (APA/dpa/AP)