Hildesheim - Der Deutschunterricht vermiest nach Ansicht des deutschen Schriftstellers Hanns-Josef Ortheil vielen Schülern die Lust am Schreiben und Lesen. Das "ewige Interpretieren von Texten" führe zur Unlust. Der 50- jährige Autor hat vor kurzem die erste Professor für "kreatives Schreiben" und Kulturjournalismus in Deutschland an der Universität Hildesheim erhalten.

"Der Deutschunterricht ist in einem schlechten Zustand", meint Ortheil. Das kreative Schreiben und die Ausdrucksfähigkeit werde zu sehr vernachlässigt. Bei Prüfungen erlebe er auch oft, dass sich junge Studierende nur schlecht ausdrücken könnten. Er denke dann nur, "wieso stottern die so rum?". Nach Ortheils Ansicht sollte nicht nur in der Oberstufe, sondern während der gesamten Schulzeit auf die Verbesserung des Ausdrucksvermögens geachtet werden.

Studiengang

Der Begabtenstudiengang "Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus" an der Universität Hildesheim bringt nach Ansicht des Autors echte Talente hervor. "Wir haben eine hochinteressante Korona von Leuten. Aber es ist nicht so, dass lauter Beststeller-Autoren entstehen sollen", sagte er. Der Andrang sei groß. Jedes Wintersemester bekomme er rund fünfhundert Bewerbungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, könne aber nur zehn Studenten aufnehmen, sagte Ortheil.

Die literarischen Vorbilder der Studierenden sind nach Angaben des Schriftstellers oft Autoren wie Ernest Hemingway, William Faulkner und Gabriel Garcia Marquez. "Die deutsche Literatur spielt eine geringere Rolle", sagte Ortheil, dessen neues Buch im Sommer erscheinen soll. Zu seinen Werken gehören unter anderem die Romane "Faustinas Küsse" und "Licht der Lagune". Der Schriftsteller, der in Stuttgart und Hildesheim lebt, erhielt im Jahr 2002 den Thomas-Mann- Preis hat für sein erzählerisches Gesamtschaffen. (APA/dpa)