Die Biochemikerin Nana Naetar profitiert vom Stipendium "For Women in Science".
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"In den USA ist es ein bisschen einfacher für junge Leute, Fuß zu fassen, weil wesentlich mehr Geld für Forschung ausgegeben wird", sagt Nana Naetar, die einen zwei- bis dreijährigen Aufenthalt in Amerika plant. In wenigen Wochen wird die umtriebige Biochemikerin ihre fertige Doktorabeit an der Medizin-Universität in Wien verteidigen. Parallel arbeitet sie intensiv an ihrer Bewerbung für eine Post-Doc-Stelle am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston. Unterstützung zwischen diesen beiden Karriereschritten bietet ihr das Stipendium "For Women in Science", vergeben von L'Oréal in Kooperation mit der Unesco und der Akademie der Wissenschaften, unterstützt vom Wissenschaftsministerium.

Naetars Spezialgebiet sind Lamine und deren Bindungspartner. Bekannt ist, dass diese Stützproteine im Zellkern die Zellteilung regulieren. Noch nicht genau verstanden ist, wie. Das Department für medizinische Biochemie - mit den interuniversitären Max F. Perutz Laboratories - widmet sich unter anderem der Zellteilung und damit einem Prozess, der selbstverständlich am Beginn jedes Lebens steht.

Die Wienerin arbeitet im Labor mit Mäusen, die kein Protein namens LAP2alpha mehr besitzen, und will so mehr über die Funktion dieses Lamin-Bindungspartners herausfinden. In ihrer Dissertation hat die 28-Jährige zudem ein weiteres laminbindendes Protein identifiziert, das sie noch genauer charakterisieren möchte. Mutationen im menschlichen Lamin-Gen verursachen das Hutchinson-Gilford-Progeria-Syndrom, das Kinder frühzeitig vergreisen lässt. Diese Krankheit ist sehr selten, aber es deutet einiges darauf hin, dass Lamine auch beim Alterungsprozess, der uns alle betrifft, eine Rolle spielen.

Das Interesse an Genetik weckte ihre AHS-Lehrerin, der Berufswunsch "Wissenschafterin" kam aber erst während der Diplomarbeit auf. An der medizinischen Biochemie reizt Nana Naetar die Relevanz für den Menschen. Hilfreich war ein Praktikum bei Baxter am Beginn ihres Studiums, weil sie gleich in den Laboralltag hineinschnuppern, üben und lernen konnte. Kurz vor der Diplomarbeit ging sie drei Monate für ein Projekt an die Universität Maastricht, Holland. Am dortigen Department für Genetik und Molekulare Zellbiologie hatte sie die Gelegenheit, neue Methoden zu lernen und nützliche Projekterfahrung für ihre eigene Abschlussarbeit zu sammeln.

ForscherInnen brauchen "Neugier, Engagement, Hingabe und eine gewisse Risikofreude", so Naetar. Ein Vorbild ist die Holländerin Titia de Lange, Professorin an der Rockefeller Universität, die über Krebs arbeitet. Aber eigentlich jede Frau, die eine eigene Gruppe leitet, weil sie weiß, "dass es ein harter Weg bis dorthin ist". Ihr Partner ist ebenfalls Wissenschafter, und deshalb wird zu Hause weiter diskutiert und abgewogen. Nicht selten eröffnen sie sich gegenseitig neue Perspektiven und wirken wechselweise als Ideengeber.

Einen Vorgang zu verstehen oder ein Problem zu lösen, das davor unbekannt war, ist für die junge Wissenschafterin einfach erhebend. "Gute Ideen, konkrete Fragestellungen, die klar zu beantworten sind, ein interessantes Forschungsgebiet, eine Portion Glück und hart arbeiten" sind Naetars Ingredienzen für gute Publikationen. Als Ausgleich zu der Denkarbeit geht sie ins Fitnessstudio und macht Yoga oder verbringt den Urlaub mit Wandern oder Skifahren. (Astrid Kuffner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6. Februar 2008)