Hannes Hirsch, Winzer in Kammern bei Langenlois und als eine der erlesenen Adressen für Grünen Veltliner und Riesling bekannt, hatte einfach genug: "Wir machen schließlich Wein, um über Eleganz und Herkunft zu sprechen, nicht über Korkgeschmack." Nur war der Kork in letzter Zeit eben immer öfter Thema, und zwar die so genannten "schleichenden" Kork-Schmecker, die sich nicht wirklich zu erkennen geben, sondern dem Wein einfach Strahlkraft und Finesse rauben. Den Ausschlag, da jetzt etwas zu ändern, gab die Tatsache, dass etwa die Hälfte seiner 240 Fläschchen Trockenbeerenauslese 2000 durch miese Korken vernichtet wurde, und wofür er sich entschied, war einigermaßen radikal: für den Drehverschluss nämlich, und zwar nicht nur bei einfachen, sondern auch bei seinen drei Lagenweinen. "Das einzige Argument dagegen ist die Tradition", so Hirsch, "nur bedeutet Tradition für mich, dass Bewährtes bewahrt werden soll - und der Kork hat sich einfach nicht bewährt".

Die Gastronomie sei sauer, bestätigen auch Weinhändler, "und die Kunden sind satt, wenn sie zwei Flaschen pro Kiste wegschütten können". Seit 1997 verwendet Hannes Hirsch Kunststoff-Korken, mit dem letzten Jahrgang machten diese Verschlüsse in seinem Betrieb schon ungefähr neunzig Prozent aus. "Aber wenn wir jetzt schon umstellen, dann gleich etwas, wo man ein Werkzeug zum Öffnen auch nicht braucht." An die € 20.000 würde eine Komplett-Umstellung kosten, der erste Schritt - mit manuellem Einsatz - macht auch einmal € 5100 aus, was sich angesichts von drohenden Pönalen für korkige Weine, wie sie etwa in England schon üblich sind, aber rechnet.

Es wird in erster Linie eine emotionale Sache werden, ob man sich mit einem Dreh-Verschluss am Top-Wein abfinden wird wollen: Im offenen Ausschank in der Gastronomie ist es egal, da wird die raschere Öffnung, das problemlose Verschließen eher auf Begeisterung stoßen. Zu Hause, bei Vivaldi, Kerzenschein und Kaminfeuer, sieht die Sache freilich etwas anders aus. Nur: Einen Wulst am Flaschenkopf hat man bisher auch schon akzeptiert. Das Gewinde schafft's ja vielleicht ebenfalls. (Der Standard/rondo/floh/31/01/03)