Die Villa Déjà Vu

Half Moon Golf, Tennis and Beach Club Resort

Das Round Hill bei Montego Bay wurde von Ralph Lauren re-designt

Unter dem Holzdeck der Villa Déjà Vu plätschert leise das Wasser der Blauen Lagune. Diverse Filme sind hier gedreht worden, aber der schönste Film ist der, den man selbst in dieser stillen Bucht im Nordosten von Jamaika drehen kann. Ein paar Schritte aus dem großzügigen Haus im westindischen Kolonialstil hinaus und hinein in die Lagune, die sich wie ein riesiger blauer Pool vor der Villa ausbreitet. Am Morgen kommt der Fischer in seinem Boot vorbei und bietet vom frischen Fang an, aus dem der hauseigene Koch später das Essen bereitet, von einem Butler stilgerecht serviert. Privater Luxus ist heute die Verheißung der mietbaren Villen an dieser Küste, die vor Hunderten Jahren karibischen Piraten ideale Verstecke boten.

Das bergige, regenwaldbedeckte Portland ist einer der touristisch noch wenig erschlossenen Teile der grünen Insel in der Karibik, deren einzig nennenswerte Stadt Port Antonio ist. Die Landschaft hält für ihre Besucher einen ungeheuren Reichtum bereit, von menschenleeren Stränden in kleinen Buchten bis zu den imposanten Blue Mountains im Süden, eine Reihe von Zweitausendern, in denen Hochlandkaffee gepflanzt wird. Der Rio Grande lädt zu ausgedehnten Wanderungen, Floßfahrten oder zum Reiten ein, die Küste zum Schnorcheln oder Tauchen. Die örtlichen Lokale bieten vor allem würzig-rauchige Jerk-Küche, eine jamaikanische Spezialität, die hier im Nordosten ihren Ursprung hat und auf den heimischen Food-Festivals ihre Höhepunkte findet, eingebettet in allgegenwärtige Reggae-Rhythmen und Bob-Marley-Songs in Hunderten Interpretationen lokaler Musiker.

Natürlich kann man diese Ziele auch als Abenteurer mit dem Rucksack auf dem Rücken erforschen und in billigen Quartieren am relaxten Lebensstil der Jamaikaner Anteil nehmen. Aber was Jamaika zu der von Harry Belafonte als "Island in the Sun" besungenen Traumdestination macht, ist neben der unendlich vielfältigen Schönheit der Insel der gediegene, unaufdringliche Luxus seiner Resorts, die nichts mit dem All-inclusive-Tourismus benachbarter Inseln wie der "Dom Rep", der Dominikanischen Republik, gemeinsam haben.

In einer dem Déjà Vu benachbarten, versteckten türkisfarbenen Bucht liegt das Dragon Bay, eine Ansammlung kleiner Häuser und Villen im Kolonialstil, die das Meer überblicken, mit einem reichhaltigen Angebot an Restaurants, Bars und Sportmöglichkeiten, zu denen auch eine Tauchbasis zählt. Die Filmkarriere von Tom Cruise begann im Dragon Bay mit "Cocktail", woran noch die "Cruise Bar" erinnert. Jamaikanische Paare feiern hier gerne ausgedehnte Hochzeitsfeste.

Etwa zweieinhalb Autostunden vom Dragon Bay entfernt liegt oberhalb der Hauptstadt Kingston auf dem kurvenreichen Weg in die Blue Mountains das legendäre Strawberry Hill inmitten von Kaffeeplantagen. Ursprünglich war hier das Herrschaftshaus der Plantage, die einst dem Earl of Oxford gehörte; später wurde das Strawberry Hill zum traditionellen Sunday-Tea-Treffpunkt wohlhabender Jamaikaner. Anfang der 70er-Jahre kaufte Plattenproduzent Chris Blackwell, der Bob Marley entdeckte, das Strawberry Hill und machte es zu einem privaten Rückzugsort für Musiker und Künstler. Bob Marley kurierte sich hier nach dem Schussattentat 1976 aus. Heute trifft sich am Sonntag wieder die Prominenz Kingstons zum Brunch im Strawberry Hill.

Chris Blackwell, der sein Plattenlabel Island Records vor mehreren Jahren verkaufte und sich trotz britischer Staatsbürgerschaft als Jamaikaner versteht, sammelt und restauriert Traditionshotels wie andere Leute Antiquitäten. Das Strawberry Hill ist inzwischen die Perle seiner jamaikanischen Resorts, zu denen auch das von Bond-Autor Ian Fleming erbaute exklusive "GoldenEye" an der Nordküste gehört, das zu mancher Bond-Fantasie inspiriert. In Florida hat Blackwell mehreren Art-nouveau-Hotels zu neuem Glanz verholfen.

Eine britisch-jamaikanische Architektin und jamaikanisches Handwerk haben dem Strawberry Hill eine unverwechselbare, romantische Atmosphäre verliehen, die keine internationale Hotelkette bieten kann: Zwölf luftige Cottages, alle individuell gestaltet und möbliert, sind auf den Hügeln in 1000 Metern Seehöhe verteilt und gewähren einen Rundumblick ins umliegende Land. Mittelpunkt des sozialen Lebens sind das an die alte Plantage erinnernde Haupthaus und seine Bar. Ein riesiges Schwimmbecken mit abfallendem Rand vermittelt die Illusion, über dem Häusermeer von Kingston zu schweben. Wenn man sich nicht einfach der Schönheit der Regenwald-Berge und dem Wellness- oder Sportangebot hingeben will, kann man vom Strawberry Hill aus Kingston ebenso wie die Blue Mountains und die umliegenden Kaffeeplantagen erkunden.

Im Nordwesten der Insel ist rund um Montego Bay, eine halbe Flugstunde von Kingston, Jamaikas touristische Hauptregion. Aber keine Sorge: Auch hier entsteht nie das Gefühl von Massentourismus, solange man den - allerdings wunderschönen - kilometerlangen weißen Strand von Negril im Westen meidet. Zwei Österreicher waren maßgeblich daran beteiligt, dass zwei weltberühmte Resorts der 50er-Jahre - das Half Moon und das Round Hill - eine zweite Blüte erleben.

Das Half Moon östlich von Montego Bay wurde unter dem Management des Steirers Heinz Simonitsch zu einem der Spitzenhotels der Welt, in das sich nicht nur die Queen von England gelegentlich zurückzieht, sondern auch heimische Prominenz wie Hermann Maier. Ein Paradies für Golfer, findet sich hier im Half Moon mehr, als sich in einer Woche Aufenthalt auch nur entdecken oder gar konsumieren lässt: fünf Restaurants, darunter ein Haubenlokal und ein japanischer Gourmettempel, mehrere Bars, eingeschoßige Häuser entlang dem mehr als einen Kilometer langen Hotelstrand, private Pools, Sportanlagen und eine eigene Tauchbasis. Anders als das Strawberry Hill ist das Half Moon ein großes Hotel, aber die Handschrift ist die gleiche: völlig individuell gestaltete Häuser und Räume, in denen rasch das Gefühl eines luxuriösen und außerhalb des Urlaubs unerschwinglichen Zuhauses entsteht.

Auf der westlichen Seite von Montego Bay hat Josef Forstmayr das Round Hill, Glamourtreff der 50er- und 60er-Jahre von Hollywood und Washington, nach einer veritablen Midlife-Crisis wieder wachgeküsst. Das Round Hill ist eine Ansammlung jamaikanischer Villen auf einer früheren Ananasplantage, die sich auf den Hügeln rund um eine abgeschiedene Bucht gruppieren. Der amerikanische Modedesigner Ralph Lauren, einer der Miteigentümer von Round Hill, gab dem Round Hill bei einem Redesign in den 90er-Jahren seine charakteristische Note, die Forstmayr gerne mit "einem zeitlosen Kaschmirpullover, immer exquisit und nie aus der Mode" vergleicht.

In der Teakholz-Bar, wo um fünf der Pianist zur Happy Hour spielt, spiegelt sich in den Schwarz-Weiß-Fotografien das Flair früherer Tage, als Noel Coward "Birds do it, bees do it" zur Eröffnung sang, Alfred Hitchcock tanzte und John F. und Jackie Kennedy ihre Flitterwochen in einer Round-Hill-Villa verbrachten. Aber kam man früher in das Round Hill um gesehen zu werden, ziehen sich heute Stars wie Harrison Ford oder Paul McCartney mit ihren Familien in die Privatheit der weitläufigen Anlage zurück. In den Villen sorgt jeweils ein eigener Staff aus Köchin, Zimmermädchen und Gärtner für das Wohl seiner Gäste. Abends geht es in das Restaurant am Strand: Dort sorgt derzeit der Steirer Robert Herold für eine exzellente karibisch-österreichische Fusion. (DER STANDARD/rondo/17/01/2003)