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Skulptur von Bruno Gironcoli aus der Ausstellung "Die Ungeborenen"

Foto: APA/MAK

Wien - Der Bildhauer Bruno Gironcoli (66) wird Österreich auf der Biennale Venedig 2003 vertreten. Diese Entscheidung des Österreich-Kommissärs der Biennale, Kasper König, wird Kunststaatssekretär Franz Morak am kommenden Mittwoch gemeinsam mit König bekannt geben. Die Pressekonferenz wird dort abgehalten, wo Gironcoli in den vergangenen Jahren seine riesigen Skulpturen geschaffen und gelagert hat, im Bildhaueratelier der Akademie der Bildenden Künste im Wiener Prater (11 Uhr). Das Budget für den Österreich-Beitrag beträgt 300.000 Euro.

Biographisches

Bruno Gironcoli, 1936 in Villach geboren, gilt als großer Einzelgänger, der ein komplexes und auch irritierendes Werk mit unverwechselbaren symbolhaften Formen und Chiffren geschaffen hat. Sein Werk und seine engagierte Tätigkeit als Leiter der Meisterschule für Bildhauerei der Akademie der bildenden Künste in Wien, der er seit 1977 als Nachfolger von Fritz Wotruba vorsteht, hatten großen Einfluss auf mehrere Künstlergenerationen. Gironcoli wuchs in Kärnten und Tirol auf. 1951 nahm er in Innsbruck eine Goldschmiedelehre auf und begann nach der Gesellenprüfung seine künstlerische Ausbildung. Von 1957 bis 1959 sowie 1961 und 1962 studierte er an der Akademie für angewandte Kunst in Wien, anschließend hielt er sich in Paris auf, wo er in der Arbeit von Alberto Giacometti den wichtigsten künstlerischen Impuls für sich entdeckte.

In den sechziger Jahren beschäftigte sich Gironcoli mit Objekten aus Holz, Nylon, Eisen, Aluminium, Glas-Pech und Draht. Monsignore Otto Mauer präsentierte 1968 seine Arbeiten erstmals in einer Einzelausstellung in der Galerie nächst St. Stephan. In den siebziger Jahren schuf er Objektarrangements, aus Gegenständen des täglichen Lebens wie Putzutensilien, Schuhe, Besteck, Steckdosen, die sich mehr und mehr zu bedrohlichen Maschinenparks auswuchsen und sadomasochistische Ängste freilegten. Später verdichteten sich die Rauminstallationen zu geheimnisvollen Assemblage-artigen Skulpturen, zu riesenhaften organischen Skulptur-Agglomeraten aus Eisen, Holz und Kunststoff in Gold-, Silber- oder Kupferfarben. Sie lassen an organische Maschinen denken, rituelle Streitwagen, an Altäre eines Mutterkultes.

Ausstellungen als logistisches Problem

Gironcoli, der 1993 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet wurde, hat sich an zahlreichen Ausstellungen beteiligt, seine Arbeiten wurden u.a. in Bochum, Köln, Mailand, Bozen, Edinburgh, Leverkusen, Basel, Genf, Paris, Bologna, Frankfurt, Kassel oder Budapest gezeigt. Große Einzelausstellungen sind eher rar, weil dies angesichts der Größe seiner Objekte auch eine komplizierte Logistik voraussetzt. Für eine Ausstellung in Budapest musste ein Teil der Mauern ausgebrochen werden, um eine Gironcoli-Skulptur überhaupt ins Museum zu bringen. Die Anlieferung von 16 Skulpturen nur innerhalb Wiens für die Ausstellung "Die Ungeborenen" 1997 im Museum für angewandte Kunst (MAK) konnte nur über 14 Nächte hinweg in Spezialtransportern erfolgen. Mit der geplanten Errichtung eines Gironcoli-Museums in einer ehemaligen Erzaufbereitungshalle in Bad Bleiberg schien eine dauerhafte Lösung für den Verbleib seiner Werke gefunden, doch rechtliche Unklarheiten über die Betreiber-Konstruktion verzögerten bisher das Projekt.

Die Kunst-Biennale Venedig ist von 15. Juni bis 2. November 2003 für das Publikum geöffnet. Direktor Francesco Bonami gab "Träume und Konflikte - Die Diktatur des Betrachters" als Thema vor. Kuratorin des Österreich-Beitrages der Biennale 2001 war Elisabeth Schweeger. Sie entsandte die Gruppen Granular Synthesis und Gelatin in die Lagunenstadt.(APA)